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Analyse von US-Patientendaten zeigt: Sogenannte Abnehmspritzen können Risiko schwerer Herz-Kreislauferkrankungen für Menschen mit Typ-2-Diabetes reduzieren

Pressemitteilung -

Abnehmspritzen: GLP-1-Medikamente Semaglutid und Tirzepatid verbessern Herzgesundheit

Datenbankstudie vergleicht Schutzwirkung neuer GLP-1-Rezeptor-Medikamente (Abnehmspritzen) bei kardiovaskulären Risikopatientinnen und -patienten. Von Herzstiftung mitgeförderte Studie zeigt deutliche Schutzwirkung für das Herz über die Effekte der Gewichtsabnahme hinaus. Nur kleine Wirkunterschiede zwischen Semaglutid und Tirzepatid

(Frankfurt am Main/München, 10. November 2025) Sogenannte Abnehmspritzen können das Risiko schwerer Herz-Kreislauferkrankungen für Menschen mit Typ-2-Diabetes reduzieren. Das haben Forschende der Technischen Universität München (TUM) und der Harvard Medical School mithilfe von Versichertendaten nachgewiesen. Semaglutid und Tirzepatid, bekannt unter den Handelsnamen Ozempic und Mounjaro, senkten das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse um bis zu 18 Prozent.

Für ihre im Fachmagazin Nature Medicine veröffentlichte Studie arbeiteten die Forschenden mit einem großen Satz an Patientendaten von US-amerikanischen Krankenversicherungen. „Dabei handelt es sich um Daten, die in der klinischen Praxis anfallen und sekundär für Forschungszwecke genutzt werden können. Sie ermöglichen es, eine große Bandbreite relevanter Fragestellungen effizient und ressourcenschonend zu beantworten. Zudem können wir Patientinnen und Patienten untersuchen, die die Realität des klinischen Alltags widerspiegeln, im Gegensatz zu meist hochselektierten Teilnehmenden im randomisierten Experiment“, sagt Dr. Nils Krüger, Erstautor der Studie und Assistenzarzt in der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen des TUM Klinikums Deutsches Herzzentrum. Dr Krüger wurde für diese Studie mit Fördergeldern von der Deutschen Herzstiftung in Höhe von 50.000 Euro unterstützt.

Dr. Nils Krüger

„Die Datenbankstudie von Dr. Krüger und Kollegen am TUM Klinikum Deutsches Herzzentrum ist mit einem besonderen klinischen Nutzen für Herzpatienten verbunden. Die Förderung der hochrangig publizierten Studie (1) und weiterer ,High Impact‘-Publikationen (2) durch die Deutsche Herzstiftung ist ein großer Erfolg, da die Ergebnisse der patientennahen Forschung unmittelbaren Einfluss auf die Versorgung von Herzpatienten haben“, betont Martin Vestweber, Geschäftsführer der Deutschen Herzstiftung. Anspruch der Herzstiftung sei es allgemein, vor allem dort Herz-Kreislauf-Forschung zu fördern, wo eine „rasche Verbesserung der Versorgung von Herzpatienten zu erwarten ist".

Beide Substanzen schützen das Herz

Die Studie zeigt klare Vorteile für die Herzgesundheit von Risikopatientinnen und -patienten mit Typ-2-Diabetes. Im Vergleich mit Sitagliptin, einem Diabetesmedikament, das sich Studien zufolge nicht auf die Herzgesundheit auswirkt, reduziert Semaglutid das Risiko von Schlaganfällen und Herzinfarkten um 18 Prozent. Eine Behandlung mit Tirzepatid verringert das Risiko von Schlaganfällen, Herzinfarkten und Tod um 13 Prozent, vergleicht man sie mit einer Behandlung mit dem schon länger zugelassenen GLP1-Medikament Dulaglutid. „Beide Substanzen wirken kardioprotektiv. Unsere Daten zeigen zudem, dass diese Wirkung bereits früh einsetzt und somit über die Effekte einer reinen Gewichtsabnahme hinausgeht“, sagt Dr. Nils Krüger. Die genauen Mechanismen hinter der Schutzfunktion sind bislang noch unbekannt.

Da die Wirkstoffe erst seit kurzer Zeit verfügbar sind, fehlen bislang Studien, die neben der Gewichtsabnahme eine herzschützende Wirkung belegen – insbesondere solche, die die beiden neuen Wirkstoffe Tirzepatid und Semaglutid miteinander vergleichen. Um Risikopatientinnen und -patienten bestmöglich zu schützen, werden diese aus Sicht der Forschenden aber dringend benötigt. Die interdisziplinäre Forschungsgruppe um Dr. Krüger am TUM Klinikum Deutsches Herzzentrum, der Harvard Medical School und des Brigham and Women's Hospital will diese Lücken schließen.

Kaum Unterschiede zwischen beiden Wirkstoffen

„Folgt man den Herstellerangaben, senkt jeweils das eigene Produkt Risiken für Herz-Kreislauferkrankungen deutlich effektiver als das Konkurrenzpräparat“, sagt Prof. Dr. Heribert Schunkert, Direktor der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen am TUM Klinikum Deutsches Herzzentrum. „Die aktuelle Studie zeigt jedoch in Bezug auf die Herzgesundheit der untersuchten Risikogruppen nur kleine Unterschiede zwischen Tirzepatid und Semaglutid.“

Prof. Dr. Heribert Schunkert

Dr. Nils Krüger ergänzt: „Wir hoffen durch unsere Arbeit bei behandelnden Ärztinnen und Ärzten Klarheit schaffen zu können, wie diese neuen Medikamente in der klinischen Praxis wirken. Unser transparentes Studiendesign soll zudem einen offenen wissenschaftlichen Diskurs darüber ermöglichen, ob und wie moderne GLP-1-Medikamente künftig zum Bestandteil des therapeutischen Repertoires in der kardiovaskulären Medizin werden.“

Publikationen:

(1) Krüger et al: Cardiovascular outcomes of semaglutide and tirzepatide for patients with type 2 diabetes in clinical practice, veröffentlicht in Nature Medicine, 9. November 2025 (Accelerated Article Preview). DOI: 10.1038/s41591-025-04102-x (https://www.nature.com/article...)

(2) Kürzlich konnte das Team um Dr. Krüger zeigen, dass eine Behandlung mit Semaglutid oder Tirzepatid Gesundheitsrisiken für Menschen mit Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion um über 40 Prozent reduzieren kann. Die Studie ist im Fachmagazin JAMA (PMID: 40886075) erschienen: Krüger et al: Semaglutide and Tirzepatide in Patients With Heart Failure With Preserved Ejection Fraction. JAMA (IF 55) 31. August 2025: doi:10.1001/jama.2025.14092.

Weitere Arbeiten:

    • Krüger et al: Non-Randomized Database Analyses to Complement Randomized Clinical Trials: Promising Approaches for Cardiovascular Medicine.Circulation (IF 39), 27. Mai 2025: https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.125.0732
    • Krüger et al: Real-World Evidence in Drug Approvals at the European Medicines Agency. JAMA Network Open (IF 10), 5. November 2025: doi:10.1001/jamanetworkopen.2025.42041

    Finanzierung:

    Diese Arbeit wurde vom National Institutes of Health (R01-HL141505, R01-AR080194) und der Deutschen Herzstiftung (S/02/24, SRF-HF/24, RWE/11/25) gefördert.

    Wissenschaftlicher Kontakt:

    Dr. Nils Krüger
    Technische Universität München
    TUM Klinikum Deutsches Herzzentrum

    nils.kruger@tum.de

    Prof. Dr. Heribert Schunkert
    Direktor der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen
    Technische Universität München
    TUM Klinikum Deutsches Herzzentrum

    heribert.schunkert@tum.de

    Kontakt im TUM Corporate Communications Center:

    Paul Hellmich, Pressereferent – Media Relations, Tel. 089 289 22731, paul.hellmich@tum.de/presse@tum.de, www.tum.de

    Kontakt zur Pressestelle der Deutschen Herzstiftung:

    Michael Wichert (Ltg.), Tel. 069 955128114/Pierre König, Tel. 069 955128140, E-Mail: presse@herzstiftung.de, www.herzstiftung.de

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