Pressemitteilung -
Kraft-Wärme-Kopplung in der Krise: Politische und regulatorische Versäumnisse bremsen Ausbau
- Trotz steigender Nachfrage nach regelbarer Leistung bleibt der Ausbau von KWK-Anlagen weit hinter den Erwartungen zurück
- Führende Verbände der Energiewirtschaft fordern schnelle Verlängerung des KWKG sowie mittelfristige Investitionssicherheit
- Die Verbände: „Aufgrund ihrer dezentralen Struktur sind Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen tragende Säulen eines resilienten Energiesystems.“
Eine neue Studie zeigt alarmierende Defizite bei der Kraft-Wärme-Kopplung. Wie Frontier Economics im Auftrag der Verbände Die Gas- und Wasserstoffwirtschaft, AGFW – Der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK sowie Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK) ermittelt hat, stagniert der Marktanteil von KWK-erzeugter Energie seit Jahren. Die Verbände appellieren daher an die Bundesregierung, das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) schnellstmöglich zu verlängern und die politischen Rahmenbedingungen für den dringend notwendigen Ausbau von KWK-Anlagen zu schaffen.
Die Studie „KWK 2.0 – Potenziale für eine gesicherte, bezahlbare und klimaneutrale Energieversorgung“ von Frontier Economics zeichnet ein düsteres Bild der Kraft-Wärme-Kopplung. Demnach stagniert der KWK-Ausbau seit fünf Jahren, obwohl der Bedarf an regelbarer Leistung im Zuge des Kohleausstiegs rapide steigt. „Die aktuellen Entwicklungen sind ein Weckruf. Wenn die Regierung keinen stabilen Investitionsrahmen setzen kann, riskieren wir unsere künftige Versorgungssicherheit“, warnt John Werner, Leiter Strategie von Die Gas- und Wasserstoffwirtschaft. Laut der Studie soll KWK eine entscheidende Rolle bei der Schließung der Kapazitätslücke von 17 bis 21 Gigawatt (GW) bis 2030 spielen, doch politische Unsicherheit lähmt den Markt – insbesondere die seit einem Jahr ausstehende Verlängerung des KWK-Gesetzes (KWKG). „Die gute Nachricht ist, dass es für die identifizierte Kapazitätslücke entsprechende Lösungsansätze gibt und dabei gute Argumente für KWK-Anlagen sprechen, für die der Betrieb mit erneuerbaren Gasen gängige Praxis ist“, so Claus-Heinrich Stahl, Präsident des B.KWK.
Dabei zeigen die neuen regionalen Daten der Studie das große Potenzial der KWK für die kommunale Wärmeversorgung und die Industrie. So stellen KWK-Anlagen im verarbeitenden Gewerbe, insbesondere in der Chemie- und Automobilindustrie eine wettbewerbsfähige und emissionsarme Energiequelle dar und sichern so den Standort Deutschland. Die Verbände sind sich einig: „Aufgrund ihrer dezentralen Struktur sind Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen tragende Säulen eines resilienten Energiesystems.“
Mit Sorge beobachtet Werner Lutsch, Geschäftsführer des AGFW, dass die KWK-Investitionen im Wärmemarkt ebenfalls einbrechen. „Die Versorger benötigen für ihre milliardenschweren Investitionen in die Wärmewende vor allem eines – Investitionssicherheit. Es ist unbestritten, dass wir in Deutschland neue Kraftwerkskapazität aufbauen müssen. Dazu bedarf es jedoch auch einer stabilen Förderkulisse. Besonders gilt es ein erfolgreiches, erprobtes und stabiles Förderprogramm zum Aufbau hocheffizienter Kraftwerkskapazität zu nutzen.“ Gemeinsam fordern die Verbände daher die Verlängerung des KWKG noch vor der anstehenden Wahl. „In der kommenden Legislatur benötigen wir zudem eine substanzielle Weiterentwicklung des Gesetzes“, so Lutsch.
Neben dem Ausbau bedarf es auch einer Modernisierung, denn rund 75 Prozent der bestehenden KWK-Anlagen in Deutschland sind älter als zehn Jahre. Während Länder wie Großbritannien oder Belgien mit einem etablierten Kapazitätsmarkt ihre KWK-Kapazitäten ausbauen, fällt Deutschland international zurück. „Die KWK ist ein zentraler Hebel für eine kosteneffiziente und resiliente Energiewende und steht für Standortstabilität. Andere Länder machen es vor – es ist Zeit, dass Deutschland aufholt“, so Werner. Die Gas- und Wasserstoffwirtschaft spricht sich daher auch für die mittelfristige Förderung flexibler KWK-Anlagen im Rahmen eines Kapazitätsmarktes in Deutschland aus, um für Investoren und Betreiber Planungssicherheit zu schaffen. „Die KWK hat das Potenzial, die Energiewende entschieden voranzutreiben. Doch ohne klare Signale aus der Politik wird Deutschland dieses Potenzial nicht ausschöpfen können“, resümiert Werner.
Die vollständige Studie können Sie hier lesen: Ergebnispräsentation | Studie
Links
Kategorien
Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung e.V.
Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ist ein Verfahren, das die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme in einem Kraftwerk ermöglicht. Das Verfahren basiert auf dem Prinzip der Energieeffizienz, indem es die bei der Stromerzeugung anfallende Abwärme nutzt, um Wärme für Heizzwecke oder Prozesswärme zu erzeugen. KWK-Anlagen können mit verschiedenen Brennstoffen wie Biomasse, Erdgas oder Müll betrieben werden. Der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung e.V. (B.KWK) ist eine branchenübergreifende Initiative von Herstellern, Betreibern und Planern von KWK-Anlagen aller Größen und beliebiger Brennstoffe, ferner von Stadtwerken, Energieversorgern, wissenschaftlichen Instituten und verschiedensten Unternehmen und Einzelpersonen. Sie alle vereint das Ziel, die KWK in Deutschland voranzubringen und die damit verbundenen Chancen für Umwelt und Wirtschaft zu nutzen.
Pressekontakt: Holger Köhler, Referent Öffentlichkeitsarbeit / Veranstaltungen, T +49 30 2701 9281 16, holger.koehler@bkwk.de
AGFW | Der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e.V.
Der AGFW vertritt mit seiner technischen, betriebswirtschaftlichen, juristischen, energie- und umweltpolitischen Expertise die Interessen von mehr als 700 Unternehmen der Wärmewirtschaft und blickt auf über 50 Jahre Verbandsarbeit zurück. Der in Frankfurt am Main ansässige Verband vereint neben einer Vielzahl von Stadtwerken auch Energiedienstleister und Unternehmen, die mit der Planung, Entwicklung und Herstellung von Wärme-/Kälteerzeugungs- und Verteilungsanlagen befasst sind. Darüber hinaus ist der AGFW mit seinem fernwärmespezifischen Regelwerk wichtiger Regelsetzer und standardisiert die Fernwärmetechnik national und international.
Pressekontakt: Christopher Martin, Pressesprecher, T +49 69 954316 0, presse@agfw.de
DIE GAS- UND WASSERSTOFFWIRTSCHAFT e.V.
Als Stimme der Branche bündelt der Verband DIE GAS- UND WASSERSTOFFWIRTSCHAFT e.V. die Interessen seiner Mitglieder und setzt sich dafür ein, dass die Potenziale von Wasserstoff und seiner Derivate sowie Biogas und Erdgas inklusive der dazugehörigen Infrastruktur genutzt werden. Zudem informiert er über die Chancen, die gasförmige Energieträger für ein klimaneutrales als auch resilientes Energiesystem bieten, und treibt die Transformation der Branche hin zu neuen Gasen voran. Der Verband wird von führenden Unternehmen der Energiewirtschaft getragen und umfasst die gesamte Wertschöpfungskette von Produktion, Transport, Verteilung bis hin zu Handel, Vertrieb und Anwendungen. Weitere Branchenverbände und Industrieunternehmen unterstützen ihn als Partner.
Pressekontakt: Charlie Grüneberg, Leiter Kommunikation und Pressesprecher, M +49 171 240 26 30 presse@gas-h2.de