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Pressemitteilung -

Fachtag als Startschuss der inklusiven Hephata-Jugendhilfe Region Süd

Der Fachtag „Jugendhilfe inklusiv gedacht“ der Jugendhilfe Region Süd der Hephata Diakonie in Weilburg zog rund 70 Teilnehmenden an. In Vorträgen und Workshops reichten die Themen von Lücken im inklusiven Kinderschutz über sozialrechtliche Gestaltungsspielräume bis hin zu wissenschaftlichen Erkenntnissen und erprobten Praxismodellen. Die Workshops schafften unter den Teilnehmenden einen Austausch zu praxisbezogenen Themenkomplexen.

„Mehr Teilhabe, weniger Bürokratie und Hilfen aus einer Hand. Das ist unsere Vision von inklusiver Jugendhilfe“, sagte Hephata-Vorstand Maik Dietrich-Gibhardt bei der Eröffnung des Fachtags „Jugendhilfe inklusiv gedacht“ der Hephata-Jugendhilfe Region Süd in Weilburg. „Der Fachtag ist der Startschuss für die inklusive Jugendhilfe in dieser Region.“

Allerdings stehe die inklusive Jugendhilfe vor großen Hürden. Die Trennung zwischen den Rechtskreisen der Jugendhilfe und Eingliederungshilfe sei eine davon. Denn: „Rund 360.000 Kinder und Jugendliche mit einer seelischen, geistigen oder körperlichen Behinderung lebten in Deutschland. Aber nur etwa 100.000 von ihnen werden über das Kinder- und Jugendhilferecht erfasst. Die übrigen fallen in den Rechtskreis der Eingliederungshilfe“, so Dietrich-Gibhardt.

Diese Trennung habe beispielsweise unterschiedliche finanzielle Zuschüsse, unterschiedliche Bekleidungsgeldbeträge und Ungleichbehandlung innerhalb einer Wohngruppe zur Folge. Auch wenn das geplante Kinder- und Jugendhilfeinklusionsgesetz (KJIG), das die Systeme zusammenführen sollte, ins Stocken geraten sei, sei klar: „Wir warten nicht. Wir handeln schon jetzt. Unser Ziel ist eine Jugendhilfe, die verlässlich, zugänglich, gut koordiniert und inklusiv gestaltet ist. Eine Jugendhilfe, in der junge Menschen nicht ,zwischen den Systemen‘ stehen, sondern im Mittelpunkt eines gemeinsam getragenen Hilfekonzepts.“

Dazu trug auch der Fachtag, der vom Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales gefördert wurde, bei. Die rund 70 Teilnehmenden aus Jugend- und Eingliederungshilfe, von Jugendämtern und der Wissenschaft tauschten sich dabei über vielfältige Aspekte der inklusiven Jugendhilfe aus. Hanna Eisenacher, Organisatorin des Fachtags und Projektleitung Inklusion der Hephata-Jugendhilfe, betonte: „Inklusion braucht rechtliche Klarheit und mutige Gestaltung. Die bestehenden Spielräume sind größer, als es manchmal scheint – sie müssen genutzt und weiterentwickelt werden. Die Rechtskreise dürfen nicht länger nebeneinander herlaufen. Infrastrukturen, Angebote und Hilfen müssen gemeinsam gedacht und gemeinsam verantwortet werden.“

Was das Arbeitsfeld der inklusiven Jugendhilfe spannend und wichtig macht, weiß Christine Salz. Sie arbeitet in der Hephata-Wohngruppe für Mädchen und junge Frauen in Elz. „Die inklusive Jugendhilfe ist ein vielfältiger Arbeitsbereich. Kinder können voneinander lernen“, sagt Christine Salz. Gleichzeitig wisse sie auch, dass es zu Diskussionen und Zuständigkeitskonflikten kommen kann. „Die Mädchen und jungen Frauen, die wir begleiten, haben ein hohes Sicherheitsbedürfnis. Deshalb ist es wichtig, dass wir langfristig für sie da sind.“ Mirjam Schwarz, Teamleitung in der Jugendhilfe des Evangelischen Verein für Innere Mission in Nassau, betonte als Teilnehmerin beim Fachtag, „dass es bereichernd ist, verschiedene Perspektiven und Blickwinkel einzunehmen. Beeinträchtigungen können vielfältig sein“. Außerdem sei es interessant, wie man Jugendhilfe und Eingliederungshilfe miteinander verbinden könne.

Dass es sozialrechtliche Gestaltungsspielräume für die inklusive Kinder- und Jugendhilfe gibt, beleuchtete Volljuristin Stefanie Ulrich in ihrem Fachvortrag. Dabei betonte sie, dass es „Hilfe wie aus einer Hand geben muss. Teilhabe darf keine Glückssache sein“. Auch wenn sich die Rechtslagen in der Kinder- und Jugendhilfe und der Eingliederungshilfe unterscheiden, „haben wir mit der jetzigen Rechtslage bereits viele Regelungen zur inklusiven Jugendhilfe“. Dazu gehöre beispielsweise, dass Kinder mit und ohne Behinderung laut Sozialgesetzbuch in Tageseinrichtungen gemeinsam gefördert werden sollen.

Julia Huber von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart gab mit ihrem Fachvortrag Einblicke in den inklusiven Kinderschutz und Schutzlücken. „Junge Menschen mit Behinderung sind erhöht von Gewalt betroffen. Grenzverletzungen bei Kindern und Jugendlichen mit Behinderung gehören häufig zum Lebensalltag dazu“, sagte Huber. Hinzu komme, dass Gewalterfahrungen von jungen Menschen mit Behinderung weniger kommuniziert und Anhaltspunkte für Gewalt häufig nicht erkannt würden. „Schutzkonzepte müssen angepasst werden. Es ist wichtig, dass wir das Kindeswohl an oberste Stelle stellen und fachliche Kompetenzen bündeln“, sagte Huber. Auch die Elternarbeit sei ein wichtiger Aspekt für eine gut funktionierende inklusive Jugendhilfe.

Hintergrund: Inklusive Jugendhilfe bei der Hephata Diakonie

Hephata hat als einer von 61 Modellstandorten des bundesweiten Projekts „Inklusion jetzt!“ bereits 2020 damit begonnen, inklusive Jugendhilfeangebote aufzubauen. Was mit einem inklusiven Wohngruppenverbund in der Hephata-Jugendhilfe Region Mitte in Schwalmstadt begann, setzte sich 2024 unter anderem mit einer inklusiven Inobhutnahme-Gruppe in der Hephata-Jugendhilfe Region Nord in Kassel fort. Die Etablierung der inklusiven Angebote in der Hephata-Jugendhilfe Region Süd soll nun mit dem Fachtag starten. Dabei erstrecken sich die Hilfsangebote der Region Süd der Hephata-Jugendhilfe mit dem Regionalbüro in Limburg über zwölf Gemeinden von Weilburg bis nach Geisenheim. „Es freut mich, dass der Fachtag von einer Vielzahl von Kolleg*innen besucht wurde, was eine wertvolle Gelegenheit für den gemeinsamen Austausch und die Weiterentwicklung der Inklusion in der Kinder- und Jugendhilfe darstellt“, sagte Nina Seipp-Koch, Organisatorin des Fachtags und Regionalleitung Jugendhilfe Region Süd. In zwei Vorträgen und vier Workshops boten die Referentinnen Nadine Schildt, Judith Owsianowski, Julia Huber und Stefanie Ulrich beim Fachtag spannende Einblicke in die inklusive Jugendhilfe. „Für mich ist es wichtig, jedes einzelne Kind in den Fokus unserer Arbeit zu stellen und individuelle Unterstützung zu gewährleisten“, so Nina Seipp-Koch.

Bildunterschrift:

Boten den Teilnehmenden mit Workshops und Vorträgen beim Fachtag „Jugendhilfe inklusiv gedacht“ Einblicke in die inklusive Jugendhilfe (von links): Hanna Eisenacher (Organisatorin, Projektleitung Inklusion Hephata-Jugendhilfe), Nadine Schild (Referentin, Institut für Kinder- und Jugendhilfe), Julia Huber (Referentin, Duale Hochschule Baden-Württemberg), Judith Owsianowski (Referentin, EREV und JUVANDIA – der Diakonieverbund), Stefanie Ulrich (Referentin, Volljuristin und ganzheitliche Coachin), Nina Seipp-Koch (Organisatorin, Regionalleitung Jugendhilfe Region Süd) und Maik Dietrich-Gibhardt (Vorstand Hephata Diakonie)

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Hephata engagiert sich als diakonisches Unternehmen seit 1901 in der Rechtsform eines gemeinnützigen Vereins für Menschen, die Unterstützung brauchen, gleich welchen Alters, Glaubens oder welcher Nationalität. Wir sind Mitglied im Diakonischen Werk. Hinter unserem Unternehmensnamen steht ein biblisches Hoffnungsbild: während Jesus einen Mann heilt, der taub und stumm ist, spricht er das Wort „Hephata“. (Markus 7, 32-37)

In evangelischer Tradition arbeiten wir in der Jugendhilfe und der Behindertenhilfe, in der Rehabilitation Suchtkranker, in Psychiatrie und Neurologie, in der Heilpädagogik, der Wohnungslosenhilfe, in Förderschulen und der beruflichen Bildung. In unserer Tochtergesellschaft Hephata soziale Dienste und Einrichtungen gGmbH (hsde) bieten wir zudem an mehreren Standorten ambulante und stationäre Hilfen für Seniorinnen und Senioren an.

Wir bilden Mitarbeitende für verschiedene Berufe der sozialen und pflegerischen Arbeit, auch in Kooperation mit der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt, aus. Wir legen Wert auf eine theologisch-diakonische Qualifikation.

Hephata Diakonie beschäftigt aktuell mehr als 3.000 Mitarbeitende. Sie arbeiten in unterschiedlichen Berufsfeldern, sind gut qualifiziert und entwickeln die Leistungsangebote zukunftsorientiert weiter. Diakone und Diakoninnen und Interessierte organisieren sich in der Diakonischen Gemeinschaft Hephata.

Hephata Diakonie ist in Hessen und angrenzenden Bundesländern tätig. Der Sitz unseres Unternehmens ist seit Beginn in Schwalmstadt-Treysa.

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