Pressemitteilung -
Hephata-Förderschule: Jörg Schneider geht in Ruhestand
„Die Ludwig-Braun-Schule ist ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens. Ich war mit großer Leidenschaft dabei - für die Schülerinnen und Schüler. Ich weiß noch nicht, welche und wie viele Abschiedstränen ich weinen werde“, sagt Jörg Schneider (63). Der stellvertretende Schulleiter der Hephata-Förderschule und Standortleiter der Ludwig-Braun-Schule (LBS) geht zum Ende des Schuljahres in den Ruhestand.
Jörg Schneider ist Förderschullehrer für die Schwerpunkte Lernen und Sprache. Er studierte Lehramt an Sonderschulen/Germanistik in Gießen und Marburg und stieg im November 1990, nach seinem Referendariat, in der LBS ein - eine staatlich anerkannte Privatschule mit den Förderschwerpunkten Lernen, emotionale und soziale Entwicklung sowie kranke Schüler*innen. Damals noch mit 4 Lehrkräften und 24 Schüler*innen, eine vergleichsweise kleine Schule.
Nach der Hospitationsphase übernahm Jörg Schneider im Februar 1991 seine erste Klassenleitung, bekam im August 1992 eine Planstelle und wurde im Mai 2003 stellvertretender Schulleiter der Hephata-Förderschule und Standortleiter der LBS. „Ich habe mich letztendlich für den Schuldienst an einer Förderschule entschieden, weil ich mehr pädagogisch als wissenschaftlich arbeiten wollte.“
Diese Entscheidung lebte er an der LBS mit einem kritischen Blick auf das deutsche Bildungssystem und vor allem Verständnis für seine Schüler*innen. „Ich habe mich als Begleiter auf dem Weg durchs Schulleben gesehen, der es ermöglicht, dass sich die Schülerinnen und Schüler gesehen fühlen, Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit entwickeln. Man muss als Lehrkraft dann auch den Mut haben, den Bildungsauftrag mal hintenanzustellen, um die Schülerinnen und Schüler zu stärken mit dem Ziel, dass sie von selbst wieder ja zum Lernen sagen.“
Seine Arbeit sei dabei immer sinnstiftend gewesen, manchmal auch anstrengend und an die Grenzen gehend. „Das pädagogische Umfeld ist oft herausfordernd, eine professionelle Distanz fast schon überlebenswichtig. Viele der Schülerinnen und Schüler haben in verschiedenen Bereichen ihrer bisherigen Entwicklung schlechte Erfahrungen gemacht und Schutzmechanismen entwickelt.“ Eine notwendige professionelle und tragfähige Beziehung aufzubauen, bei der sich Schüler*innen und Lehrer*innen gegenseitig mit Schwächen und Stärken respektierten, sei da oft nicht einfach.
„Ich finde, unsere Gesellschaft muss sich die Frage stellen, warum Schülerinnen und Schüler überhaupt im Förderschulsystem ankommen. Wie kann man Schule neugestalten? Wie muss sich der Lehrerberuf neu definieren? Was kann Schule tun, um eine Schule für alle zu sein, in der alle passende Angebote erhalten? Unser derzeitiges Bildungssystem funktioniert nicht in diesem Sinne und bietet zu wenige Optionen auf dem Weg zu einer wirklich inklusiven Schule.“ Deswegen sei die Arbeit der Förderschule immer noch immens wichtig.
Aktuell besuchen 75 Schüler*innen die LBS und arbeiten hier 14 Lehrkräfte. Die meisten Schüler*innen kämen in der Mittelstufe. An ihre Anforderungen habe sich die Förderschule immer wieder angepasst. Unter anderem mit kleinen Klassen, Teambildung, vielen Bewegungs- und individualisierten Unterrichtsangeboten, bei denen die Schüler*innen sich zunehmend selbstorganisieren müssten, sowie digitalen Unterrichtsmethoden. Zudem bietet die LBS seit 2002 nicht mehr nur eine Sekundar-, sondern auch eine Grundstufe an, weil in dieser Altersstufe ein zunehmender Bedarf festzustellen ist.
Jörg Schneiders Herzblut floss in die Entwicklung des Förder- und Beratungszentrums (BFZ) an der LBS, die er gemeinsam mit Rolf Muster, Leiter der Hephata-Förderschule, vorantrieb. „Ende der 1990er Jahre gab es nur zwei Beratungs- und Förderzentren in ganz Hessen. Parallel dazu im südlichen Schwalm-Eder-Kreis bereits sogenannte Beratungsteams in Eigenverantwortung der Regelschulen, die sich unter anderen aus Schulleitung, Jugendamt, Stadtjugendpflege und schulpsychologischem Dienst zusammensetzten.“ Jörg Schneider und Rolf Muster wurden 1995 Mitglieder der Beratungsteams. Beide entwickelten später, neben ihrer Lehrtätigkeit und mit einer Zusatzqualifikation in Kooperativer Beratung, das Konzept für das Beratungs- und Förderzentrum (BFZ) der Hephata-Förderschule für den Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung.
„Anfangs ist das alles zu den Aufgaben als Klassenleitung hinzugekommen; den zusätzlichen hohen Arbeitsaufwand haben wir als eine Art Hobby verbucht.“ Schnell wurde daraus mehr: Das BFZ ging 2002 offiziell ans Netz und ist seitdem im Auftrag des Staatlichen Schulamtes Fritzlar für den südlichen Schwalm-Eder-Kreis und den Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung zuständig. Seit 2020 allerdings nur noch in sehr eingeschränkten Maß ohne Ressourcenzuweisung. Jörg Schneider war Hauptansprechpartner und Leiter des BFZs. Lehrkräfte der LBS beraten hier andere Lehrer*innen, Schüler*innen sowie Eltern bei Problemen, die in der Schule auftreten, prüfen und organisieren sonderpädagogische Fördermaßnahmen. Von hier aus werden mittlerweile auch kooperative Beschulungsformen mit Regelschulen organisiert: Dabei werden Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf offiziell Schüler*innen der LBS, besuchen aber weiterhin die Regelschulen und werden mit vier bis fünf Wochenstunden durch Kräfte des BFZs unterstützt. Aktuell nehmen mehr als 40 Schüler*innen dieses Angebot wahr.
„Die LBS war immer im Wandel und die Arbeit nie langweilig. Wir haben und müssen uns den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler anpassen. Das werden wir auch weiter tun.“ Wir? So ganz will Jörg Schneider der LBS nicht den Rücken kehren. „Ich kann mir gut vorstellen, als Unterstützung auf Klassenfahrten oder Skifahrten mitzufahren, so lange ich die Schülerinnen und Schüler noch kenne.“ Zudem wird der 63-Jährige im Rahmen einer geringfügigen Beschäftigung bis Ende des Jahres seine Nachfolgerin einarbeiten.
Und ansonsten? „Ich will mehr Zeit in mein Hobby, das Musikhören, gerne auch auf Konzerten, investieren und auch unter der Woche häufiger Veranstaltungen besuchen. Auch kann ich mir vorstellen, im Ruhestand etwas Pädagogisches zu machen, aber ich habe noch keine konkreten Ziele und Vorsätze. Ich lasse die Zeit einfach auf mich zukommen; es wird sich entwickeln.“
Themen
Kategorien
Regionen
Hephata engagiert sich als diakonisches Unternehmen seit 1901 in der Rechtsform eines gemeinnützigen Vereins für Menschen, die Unterstützung brauchen, gleich welchen Alters, Glaubens oder welcher Nationalität. Wir sind Mitglied im Diakonischen Werk. Hinter unserem Unternehmensnamen steht ein biblisches Hoffnungsbild: während Jesus einen Mann heilt, der taub und stumm ist, spricht er das Wort „Hephata“. (Markus 7, 32-37)
In evangelischer Tradition arbeiten wir in der Jugendhilfe und der Behindertenhilfe, in der Rehabilitation Suchtkranker, in Psychiatrie und Neurologie, in der Heilpädagogik, der Wohnungslosenhilfe, in Förderschulen und der beruflichen Bildung. In unserer Tochtergesellschaft Hephata soziale Dienste und Einrichtungen gGmbH (hsde) bieten wir zudem an mehreren Standorten ambulante und stationäre Hilfen für Seniorinnen und Senioren an.
Wir bilden Mitarbeitende für verschiedene Berufe der sozialen und pflegerischen Arbeit, auch in Kooperation mit der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt, aus. Wir legen Wert auf eine theologisch-diakonische Qualifikation.
Hephata Diakonie beschäftigt aktuell mehr als 3.000 Mitarbeitende. Sie arbeiten in unterschiedlichen Berufsfeldern, sind gut qualifiziert und entwickeln die Leistungsangebote zukunftsorientiert weiter. Diakone und Diakoninnen und Interessierte organisieren sich in der Diakonischen Gemeinschaft Hephata.
Hephata Diakonie ist in Hessen und angrenzenden Bundesländern tätig. Der Sitz unseres Unternehmens ist seit Beginn in Schwalmstadt-Treysa.