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Glasfaseranschluss: Muß der Mieter jetzt die Zeche zahlen?

Pressemitteilung -

Glasfaseranschluss: Muß der Mieter jetzt die Zeche zahlen?

Die Pandemie brachte die Digitalisierungsdefizite Deutschlands ans Licht – doch nun soll sich der Glasfaseranschluss schleunigst durchsetzen. Zu diesem Ziel setzt die Regierung auf Förder-Milliarden, neue Gesetze und streicht dem Kabelfernsehen alte Privilegien. Die Online-Diskussion „Tasting Talk“ am 9. Juni lockte rund 100 Teilnehmer am Freitagnachmittag – und brachte wichtige Neuigkeiten für Mieter, Haus- und Wohnungseigentümer sowie TV-Sender.

Im Tasting Talk #16 diskutierten Dr. André Wiegand, Geschäftsführer der Beratung Goldmedia, Jean-Pascal Roux, Senior Vice President Wohnungswirtschaft und Breitbandausbau Geschäftskunden der Telekom Deutschland, und Dipl.-Ing. Michael Gundall, Telekommunikationsexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz die Glasfaser-Zukunft Deutschlands. Moderiert wurde der Talk von Dr. Jörn Krieger von Broadband TV News

Dr. André Wiegand stellte zu Beginn Zahlen, Daten und Fakten rund um den Glasfaserausbau in Deutschland vor – die ernüchternd wirkten: mit einer Abdeckung von 4,9% gehört Deutschland im europäischen Vergleich zu den Schlusslichtern. Zwar hole Deutschland bei schnellen Internetanschlüssen auf, eine durchschlagende Wirkung sollen jedoch erst neue Gesetze bringen: Die Umlagefähigkeit des Kabelfernsehens auf die Mietnebenkosten wurde gestrichen, damit Glasfaseranbieter überhaupt einen Anreiz erhalten, ihre Anschlüsse ins Haus zu bringen. Dennoch können Mieter zukünftig vom Vermieter zur Kasse gebeten werden: Der Hauseigentümer darf die Kosten für den Bau neuer Glasfasernetze auf den Mieter umlegen. Er darf jedoch daran nichts verdienen. Höhe und Laufzeit der des „Glasfaserbereitstellungsentgelts“ sind begrenzt.

Bei der anschließenden interaktiven Umfrage, ob Fernsehen künftig teurer oder günstiger werde, zeigten sich die Zuschauer gespalten: 42% vermuten, dass der Fernsehempfang durch diese Änderung teurer wird, 35% gehen dagegen davon aus, dass es billiger wird. Weitere 42% erwarten, dass es komplizierter wird und nur 7% waren sich unsicher. Mit diesem Ergebnis eröffnete Dr. Jörn Krieger die Diskussion mit Jean-Pascal Roux und Michael Gundall.

Michael Gundall geht davon aus, dass die Neuerungen des Telekommunikationsmodernisierungsgesetzes (TKG) und der Wegfall der Umlagefähigkeit des Kabel-TV „den Markt beleben“ werden. Er erinnerte an die Erfahrung, dass Marktöffnungen im Telekommunikationsmarkt schon immer durch „mehr Wettbewerb die Preise fallen lassen“. Er könne sich gut „vorstellen, dass das im Kabel genauso der Fall ist“. Mehr Wettbewerb entstehe auch durch den „Open Access“, d.h. wenn Glasfaseranbieter auch ihrer Konkurrenz einen diskriminierungsfreien Netzzugang gewähren müssen. Dies bedeute zwar mehr Komplexität und damit vermutlich auch „mehr Arbeit“ für die Verbraucherzentralen, aber unterm Strich eine Chance für die Kunden. Die neue Möglichkeit für den Vermieter, Glasfaserkosten auf den Mieter abzuwälzen bewertet Gundall hingegen sehr kritisch.

„Kein Glasfaserbereitstellungsentgelt, keine Kostenumlage und kein Zwang für Mieter“

Jean-Pascal Roux nutzte dies als Steilvorlage, das Glasfaser-Anschlusskonzept der Telekom vorzustellen: Die Telekom habe in den letzten Jahren – von der Öffentlichkeit kaum bemerkt – das größte Glasfasernetz Europas geschaffen. Nun müssten die letzten Meter bis in die Gebäude und Wohnungen in Angriff genommen werden. Dafür versprach Roux einen besonderen Anreiz: Weder Mieter noch Vermieter sollen in den Ausbauregionen für den Bau neuer Glasfaser-Anschlüsse zur Kasse gebeten werden. Die Telekom baut und betreibt Leitungen und Anschlüsse auf eigene Rechnung und eigenes Risiko. Sie verzichtet im Rahmen der regionalen Ausbauinitiativen auf ein Glasfaserbereitstellungsentgelt. Die Mieter sind frei in der Entscheidung, ob sie ihren neuen Anschluss überhaupt nutzen oder darüber zukünftig Dienste von anderen Providern nutzen wollen. Zudem würden keine bestehenden Infrastrukturen abgeschaltet. Moderator Dr. Jörn Krieger: „Die Oma kann also beim Kabelanschluss bleiben. Der Enkel freut sich auf Streaming und Gaming über Glasfaser“.

„Deutschland ist eine Industrienation und nicht der Jurassic Park“.

Jean-Pascal Roux begrüßt den Wegfall der Umlagefähigkeit der Kabelgebühren. Dies entspräche einem jahrelangen „Trend in der Wohnungswirtschaft“, Mietern die Wahl zu überlassen, über welchen Anschluss sie fernsehen. Dieser Trend werde durch den Erfolg der Streamingdienste und Plattformen wie Magenta TV befeuert. Das große Ziel sei es, „bis 2030 jede Gewerbeeinheit und jeden Haushalt ans Glasfasernetz“ bringen, da ein Glasfaseranschluss „wie Strom und Wasser in jeden Haushalt“ gehöre. Dies schaffe die Telekom jedoch nicht im Alleingang: Beim Ausbau der Infrastruktur setzt die Telekom laut Roux auf „Kooperation“ mit dem Wohnungsmarkt, städtischen Partnern und anderen Netzbetreibern, darunter auch kleineren und mittelständischen Anbietern. Den Einwurf von Dr. André Wiegand, dass auch der Kabelanschluss hohe Internetbandbreiten bringe, wollte Jean-Pascal Roux nicht stehen lassen: „Deutschland ist Industrienation und nicht der Jurassic Park“.

Neue Marktchancen auch für regionale und lokale Programmanbieter

In Richtung Wohnungswirtschaft wies Roux auf das umfassende Fernsehangebot hin, dass die Telekom sowohl für Glasfasernetze, aber auch traditionelle Fernsehkabelnetze anbiete. Dadurch könnten Wohnungsunternehmen eine Fernseh-Grundversorgung sicherstellen, wobei die Mieter in ihrer Entscheidung frei blieben, dieses Angebot zu nutzen. Insgesamt verspricht sich Jean-Pascal Roux durch den neuen Infrastrukturwettbewerb auch neue Marktchancen für Programmanbieter – inklusive lokaler und regionaler Anbieter: In der Schlussdiskussion hatten regionale TV-Anbieter nach ihrer Zukunft in der neuen Glasfaser-Welt gefragt.

Frank Apfel: „Die hohe Beteiligung und die Reaktionen der Teilnehmer haben gezeigt: Dieser Tasting Talk verlangt nach einem Nachschlag. Wir wollen noch im Laufe dieses Jahres eine Diskussion mit weiteren Experten anbieten.“

Als Genussempfehlung des Tages präsentierte Frank Apfel einen Wein aus Marlborough in Neuseeland: einen Sauvignon Blanc mit dem klangvollen Namen „The Kings Favour“ aus dem Jahr 2019. Der Wein aus dem Weingut Marisco Vineyards überzeugt mit einer intensiven und vielschichtigen Fruchtaromatik nach Stachelbeeren, Holunder, Limonen und Passionsfrucht.

Die Aufzeichnung des Tasting Talk #16 bei YouTube:

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