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Das Team um Prof. Dr. Marion G. Müller (3. V. l.) und Dr. Patrick Nehls (ganz links) erforscht die Wirkung von Kriegsbildern auf Unbeteiligt. Von l.n.r.: Dr. Patrick Nehls, Samira Rudek, Marion G. Müller, Sofia Brehm)
Das Team um Prof. Dr. Marion G. Müller (3. V. l.) und Dr. Patrick Nehls (ganz links) erforscht die Wirkung von Kriegsbildern auf Unbeteiligt. Von l.n.r.: Dr. Patrick Nehls, Samira Rudek, Marion G. Müller, Sofia Brehm)

Pressemitteilung -

Den Krieg der anderen betrachten

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Ein Trierer Team erforscht die Wirkung von Fotos und Videos des Kriegsgeschehens in der Ukraine, Israel und Gaza. Die Ergebnisse könnten in der Traumatherapie zum Tragen kommen.

Schon vor ein paar Jahren hat Prof. Dr. Marion G. Müller von der Universität Trier untersucht, wie viel Empathie Kriegsbilder bei Betrachtenden in Deutschland hervorrufen. Auf dieser Arbeit aufbauend startete sie im März ein neues Projekt, das für die nächsten drei Jahre von der DFG gefördert wird.

Ziel ist es, herauszufinden, welche Arten von Bildern und Videos jeweils eine bestimmte Wirkung auf Betrachtende in Deutschland ohne Vorbelastung durch Kriegs- oder Fluchttrauma haben. Dabei analysiert die Medienwissenschaftlerin mit ihrem Team Material über den Ukraine- und den Gaza-Krieg. Vornehmlich werden Medien online untersucht.

„Schon nach drei Wochen hatten wir über 400 Bilder gesammelt“, lässt Mitarbeiter Dr. Patrick Nehls die Größe der Aufgabe erkennen. Das Sammeln von Material ist aber nur der erste Schritt. Im Anschluss lassen die Forschenden Versuchspersonen Bilder ansehen und bewerten. Dabei verfolgt das Trierer Team einen neuen Ansatz. Die Teilnehmenden sollen nämlich auch die Gründe für ihre Bewertung erläutern. So erfahren die Forschenden, wie individuelle Vorgeschichten und Assoziationen zu den jeweiligen Einschätzungen führen.

„Im dritten Schritt suchen wir nach gemeinsamen Faktoren von Bildern, die ähnliche Wirkung haben, um Kategorien zu entwickeln“, führt Marion Müller aus. Dabei spielen auch die Gestaltungsebene und das jeweilige Medium eine Rolle. „Auf Social Media funktionieren zum Beispiel eher Nahaufnahmen von Gesichtern, während Fernsehen und Printmedien eher größere Szenen einfangen“, so Müller.

Praktische Anwendung in Medien & Therapie

Die Ergebnisse des Projektes könnten zum einen dazu dienen, Richtlinien für die Bildnutzung im Journalismus zu erstellen. „Wenn bestimmte Bildkategorien sich als besonders belastend erweisen, sollten Medien auf diese vielleicht besser verzichten“, meint die Medienwissenschaftlerin.

Eine weitere praktische Anwendung ist die Traumatherapie, etwa von Militärangehörigen. Denn ab einem gewissen Zeitpunkt in der Therapie kommt es zur Konfrontation mit dem Trauma. Hier könnte ermittelt werden, welche Art von Bildern dabei besonders hilfreich sind.

Neben der klassischen könnte auch die KI-gesteuerte Therapie vom Trierer Projekt profitieren. „Studien zeigen, dass Probanden gegenüber einer KI weniger Scham haben und offener sprechen. Außerdem ist ein KI-Avatar nicht an Behandlungszeiten und Termine gebunden“, benennt Marion Müller die Vorteile der neuen Technologie. „Solchen KI-Systemen könnten auf Basis unserer Ergebnisse mit passenderen Bild-Typen arbeiten.“

Das Projekt „Visuelle Kommunikation in Zeiten des Krieges“ wird für drei Jahre mit einem Betrag von 453.000€ von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Die Vorstudie ist einsehbar unter https://doi.org/10.3389/fpos.2022.1042326.

Bild: Das Team um Prof. Dr. Marion G. Müller (3. V. l.) und Dr. Patrick Nehls (ganz links) erforscht die Wirkung von Kriegsbildern auf Unbeteiligt. Von l.n.r.: Dr. Patrick Nehls, Samira Rudek, Marion G. Müller, Sofia Brehm)

Prof. Dr. Marion Müller
Medienwissenschaft
Mail: muellermg@uni-trier.de
Tel. +49 651 201-3678

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