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Anderes Land, anderes Bildungssystem | Lehrerin Oleksandra Zhylchuk kam aus der Ukraine und bereitet sich nun auf den Schuldienst in Deutschland vor

Pressemitteilung -

Anderes Land, anderes Bildungssystem | Lehrerin Oleksandra Zhylchuk kam aus der Ukraine und bereitet sich nun auf den Schuldienst in Deutschland vor

Zwei Jahre hatte sie bereits in der Ukraine als Lehrerin Deutsch und Englisch in der Schule unterrichtet. Wegen des großflächigen russischen Angriffskriegs ist Oleksandra Zhylchuk mit ihrer Familie nach Deutschland gekommen. Um hier ebenfalls als Lehrerin arbeiten zu dürfen, muss sie den sogenannten Anpassungslehrgang absolvieren und damit einige universitäre Studienleistungen erbringen. Das „Back to School“-Programm des International Office an der Universität Vechta hat ihr auf diesem Weg geholfen. Denn eine Hürde stellt beispielsweise bereits die öffentliche Verwaltung dar, die anders als in der Ukraine funktioniert: Zeugnis- und Dokumenteneinreichungen sowie andere „Behördengänge“ laufen in der Ukraine größtenteils nicht postalisch, sondern Online oder via Telefon.

2019 erhielt Oleksandra Zhylchuk ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, sodass sie im Rahmen einer Sommerschule in Deutschland studieren konnte. Zhylchuk entschied sich damals für die Universität Vechta. Nach vier Wochen kehrte sie in die Ukraine zurück, schloss 2020 ihr Masterstudium ab und unterrichtete an einer Schule 8- bis 15-Jährige in Deutsch und Englisch. 2022 startete Russland seinen großflächigen Angriffskrieg gegen die Ukraine. „Immerzu fliegen Raketen.“ Das ständige Risiko von Luftangriffen und die Notwendigkeit, Schutz zu suchen, können zu erheblicher Angst und Stress führen, insbesondere für Kinder und Jugendliche, so Zhylchuk. Kinder seien vom Krieg in der Ukraine besonders hart betroffen. Allein schon die ständigen Unterbrechungen des Unterrichts würden der Bildung einer ganzen Generation schaden, ist sich die engagierte Lehrerin sicher; andere negative Auswirkungen außen vorgelassen; „Krieg verändert Menschen.“

Direkt mit Beginn des Angriffskriegs habe „sich meine damalige Vermieterin, die ich 2019 in Vechta kennengelernt habe, gemeldet und Unterstützung angeboten“. „Wir hatten die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Kriegs“, erinnert sich Zhylchuk. In der Stadt Kamjanez-Podilskyj ist sie aufgewachsen, zur Schule gegangen und hat dort studiert. Doch im Mai 2022 entschied sie sich dafür, nach Deutschland zu gehen und im Oldenburger Münsterland als Lehrerin zu arbeiten. Allerdings ohne den sogenannten Anpassungslehrgang und die unter anderem damit verbundenen universitären Studienleistungen ist dies nicht möglich. Das sei verständlich, meint Zhylchuk, unterschiedliche Bildungssysteme bräuchten auch andere Lehrkräfteausbildungen. „Als Lehrerin muss man sich immer weiterentwickeln.“ Für den Anpassungslehrgang müssten zunächst Unterlagen wie Zeugnisse vorab zum Kultusministerium geschickt werden, welches dann individuell bewertet, welche Leistungen noch zu erbringen seien, erklärt Zhylchuk. Doch in einem anderen Land, welches nicht nur ein anderes Bildungssystem, sondern auch eine andere Art von Behördengängen pflege, könnte auch letztgenanntes erste Hürden bedeuten. In der Ukraine würde beispielsweise Bürokratie größtenteils via Mail oder Telefon abgewickelt werden. In Deutschland würde hingegen der postalische Weg bevorzugt. Unter anderem bei den Formalitäten habe ihr das „Back to School“-Programm des International Office an der Universität Vechta geholfen, beschreibt es Zhylchuk. Direkte Ansprechpartner*innen und die entsprechende Unterstützung zu haben, sei sehr wertvoll gewesen. Darüber hinaus unterstützt das „Back to School“-Programm Lehrkräfte je nach Bedarf auch durch Mentoring-Angebote, Studienstipendien oder Deutschkurse.

Im März 2024 wird sie den universitären Teil des Anpassungslehrgangs abgeschlossen haben. Dann geht es direkt in den schulpraktischen Teil, der weitgehend analog zum Referendariat abläuft. Sie freue sich auf die Schulkinder und darauf, die andere Unterrichtskultur zu erleben. „In Deutschland ist Schule viel individueller gedacht“, beschreibt Zhylchuk es. Während in der Ukraine mehrheitlich auf Frontalunterricht gesetzt werde, würde in Deutschland viel mehr auf die Lernbedürfnisse der einzelnen Schülerinnen und Schüler eingegangen und etwas unterschiedliche Lernmethoden zum Einsatz kommen. „Schule ist hier vielfältig“, fasst sie es zusammen. Bis zur schulpraktischen Ausbildung und darüber hinaus will sie weiterhin Deutschunterricht für Flüchtlinge geben und Austauschstudierende an der Universität Vechta als Mentorin begleiten. Ihre Familie ist mittlerweile auch in Vechta angekommen. „Jetzt sind wir hier“, fasst es Zhylchuk zusammen, „und wollen uns in die Gemeinschaft einbringen“.

Informationen zum „Back to School“-Programm und dem Anpassungslehrgang: https://www.uni-vechta.de/back-to-school

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