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v.l. Prof.in Dr.in Paula Maria Bögel, Prof. Dr. John-Oliver Engler und Prof.in Dr.in Jana Zscheischler
v.l. Prof.in Dr.in Paula Maria Bögel, Prof. Dr. John-Oliver Engler und Prof.in Dr.in Jana Zscheischler

Pressemitteilung -

Antrittsvorlesungen im Forschungscluster | „Nachhaltigkeitsorientierte Transformationsforschung in ländlichen Räumen“

Die drei Stiftungsprofessuren sind im regional finanzierten Forschungscluster „Nachhaltigkeitsorientierte Transformationsforschung in ländlichen Räumen“ angesiedelt. Nun haben Prof.in Dr.in Paula Maria Bögel, Prof. Dr. John-Oliver Engler und Prof.in Dr.in Jana Zscheischler ihre Antrittsvorlesungen gehalten und ihre Arbeit den rund 50 Teilnehmenden in der Aula der Universität Vechta vorgestellt.

„Angesichts der vielfältigen Herausforderungen für ländliche Räume – exemplarisch sind hier demographischer Wandel, Klimakrise, Urbanisierung oder Digitalisierung zu nennen – bin ich froh, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern das Forschungscluster umsetzen konnten“, sagte Prof.in Dr.in Verena Pietzner. „Ein herzlicher Dank an die Industrie- und Handelskammer, das Agrar- und Ernährungsforum, die Landkreise Cloppenburg und Vechta und den Genossenschaftsverband. Ohne Sie wäre das alles nicht möglich gewesen“, so die Universitätspräsidentin. Die vielfältigen transformativen Herausforderungen würden eine transdisziplinäre Betrachtung notwendig machen. „Mit Ihnen, Frau Bögel, Herr Engler und Frau Zscheischler, konnten wir drei Wissenschaftlerinnern und Wissenschaftler gewinnen, die ihre Forschung nicht nur transdisziplinär, sondern auch praxisorientiert angehen und unterschiedlichste Perspektiven einbringen.“ Dabei würden sie die Stiftungsprofessuren als Bindeglied zwischen Forschung, Gesellschaft und Wirtschaft denken.

Den Aussagen schlossen sich die Dekaninnen der beteiligten Fakultäten in ihren Laudationes an. Mit den neuen Kolleg*innen seien ausgezeichnete Wissenschaftler*innen an die Universität Vechta gekommen, sind sich Prof.in Dr.in Nina Oelkers, Dekanin der Fakultät I, und Prof.in Dr.in Rita Stein-Redent, Studiendekanin und derzeit vertretende Dekanin der Fakultät II, sicher. Ihre Forschung sei bereits jetzt durch das Forschungscluster und unterschiedliche Projekte in der Region etabliert. Dabei würden Bögel, Engler und Zscheischler thematische Expertise, sowohl regionale als auch internationale Erfahrungen und das entsprechende Engagement mitbringen.

Prof.in Dr.in Paula Maria Bögel

„Die Umsetzung großer Transformationen wie der Energiewende hängt von uns allen ab“, ist sich Prof.in Dr.in Paula Maria Bögel sicher. Doch dabei seien auch Verknüpfungen wichtig. Nur im Miteinander von Individuen, Gruppen, Organisationen und Institutionen gelinge eine solche Transformation, so die Wissenschaftlerin. „Als Transformationsforscherin untersuche ich, wie unsere Vorstellungen von positiven und nachhaltigen Lebensweisen Wirklichkeit werden können – im ländlichen Raum, in Städten, in Organisationen und in unseren eigenen vier Wänden“, erklärt Prof.in Dr.in Paula Maria Bögel. Als Wirtschaftspsychologin bringe sie verhaltenswissenschaftliche Expertise mit. Dabei arbeitet sie interdisziplinär und verknüpft unter anderem Ansätze aus der Planungswissenschaft, Soziologie und Politikwissenschaft, „um zu untersuchen, welche Veränderung wir auch strukturell für gemeinsames Engagement zum Thema brauchen. Projekte wie „BalkonNetz – Energie schafft Gemeinschaft“ würden somit erarbeitet und umgesetzt, führt die Wissenschaftlerin beispielhaft aus. Hierbei entstehen zusammen mit Bürger*innen neue Wege, welche eine Beteiligung an der Energiewende für alle möglich machen sollen. Das Folgeprojekt sei gerade auch durch das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN) neu geförderte worden, sagte Bögel. Darin werde darauf abgezielt, „die Erkenntnisse des ,BalkonNetz‘ mit dem Genossenschaftsverband Weser-Ems als Kooperationspartner weiter zu skalieren“. Für solche Vorhaben biete ihr die Stiftungsprofessur „eine einzigartige Möglichkeit“. Sie ermögliche es ihr, mit engagierten Akteuren*innen den Wandel ihrer Heimatregion Niedersachsen mitzugestalten. Vechta und Umgebung hätten das Potenzial „ein Zentrum der Transformation in Forschung und Praxis“ zu werden.

Prof. Dr. John-Oliver Engler

„Besonders am Herzen liegt mir die Überwindung disziplinärer und gesellschaftlicher Schranken im Sinne einer integrativen Nachhaltigkeitsforschung“, betonte Prof. Dr. John-Oliver Engler. Einen Schwerpunkt seiner Stiftungsprofessur setzt er auf die Themen Risiko und Unsicherheit in Transformationsprozessen. „Ein Beispiel für einen solchen Transformationsprozess wäre die Umstellung der Wirtschaft auf nachwachsende Rohstoffe, die sogenannte Bioökonomie“, erklärt der Wissenschaftler. „Manche verstehen darunter abstrakt das Wirtschaften im Einklang mit der Natur, andere Tiernahrung auf Insektenbasis“, sagte Engler. Dazu kämen die Blickwinkel unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure und Interessenvertreter. In seiner Antrittsvorlesung zeichnete Prof. Dr. John-Oliver Engler die historische Genese des Begriffs nach und leitete so die Forschungs- und Handlungsbereiche der Bioökonomie im Sinne der Nachhaltigkeit ab: 1.) Ressourcensubstitution – von fossil zu nachwachsend, 2.) das Nicht-Verschwenden von Ressourcen im Wirtschaftsprozess – die sogenannte Ressourceneffizienz, 3.) die gesellschaftliche Transformation und 4.) die Risikoforschung, insbesondere auch zu existenziellen Risiken. „Risiko ist deshalb zentral für die bioökonomische Agenda, da das Ziel der Nachhaltigkeit stets auf die unbekannte Zukunft gerichtet ist, d.h. Methoden gebraucht werden, die unsere Unkenntnis der Zukunft abbilden können“, sagte Engler.

Prof.in Dr.in Jana Zscheischler

Die komplexen Prozesse des Landnutzungswandels im Zusammenspiel mit den veränderten gesellschaftlichen Ansprüchen an landbasierte und natürliche Ressourcen – ausgelöst etwa durch Klimawandel, Energiewende, Bioökonomie, Globalisierung, demographischen Wandel – besser zu verstehen, ist das Ziel der Forschung von Prof.in Dr.in Jana Zscheischler. Sie möchte Antworten darauf geben, wie „wir nachhaltige Lösungen für produktive, gerechte und ökologisch tragfähige Agrar- und Ernährungssysteme entwickeln können“, sagte sie. Ein Fokus ihrer Arbeit liegt dabei auf Innovationsprozessen. „Innovationen gelten als Treiber für gesellschaftlichen Fortschritt und Entwicklung. Die Entwicklung heutiger Agrar- und Ernährungssysteme wurde stets durch Innovationen vorangetrieben, die erfolgreich zu immer neuen Ertrags- und Produktionssteigerungen geführt haben“, erklärt die Wissenschaftlerin. „Begleitet wurden diese Neuerungen jedoch oft durch unerwünschte Nebenwirkungen in Form degradierender Effekte auf Ökosysteme.“ Vor diesem Hintergrund würden sich folgende Fragen stellen: Wie kann man mit Innovationen eine nachhaltigkeitsorientierte Transformation gestalten? Was kennzeichnet Nachhaltigkeitsinnovationen? Und welche Prozesse und Strukturen braucht es dafür? Die Gestaltung dieser Innovationsprozesse im Zusammenspiel mit den Rahmenbedingungen und bestehenden Regimestrukturen sowie gesellschaftlichen Diskursen, aber auch die kritische Reflektion ihrer Wirksamkeit für eine nachhaltigkeitsorientierte Produktionsökonomie stehen im Mittelpunkt der Arbeit von Prof.in Dr.in Jana Zscheischler.

Forschungscluster „Nachhaltigkeitsorientierte Transformationsforschung in ländlichen Räumen“
Am 23. Februar 2022 fanden sich Vertreter*innen der regionalen Wirtschaft und Politik in der Universität Vechta ein, um einen Kooperationsvertrag zur Einrichtung eines Forschungsclusters „Nachhaltigkeitsorientierte Transformationsforschung in ländlichen Räumen“ mit dem Präsidium der Hochschule zu unterzeichnen. Ziel des Clusters ist es, Transformationsprozesse zu verstehen, zu gestalten und zu managen und damit Perspektiven für ländliche Räume und insbesondere den Nordwesten Niedersachsens im Wandel zu erarbeiten. Das neu eingerichtete Cluster dient als thematisches Zentrum für die Stiftungsprofessuren, die von der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer (IHK), dem Agrar- und Ernährungsforum Oldenburger Münsterland e.V. (AEF), den Landkreisen Cloppenburg und Vechta sowie den Genossenschaften im Nordwesten Niedersachsens und der Raiffeisen-Stiftung, Berlin, für einen Zeitraum von 6 Jahren finanziert werden. Die Stiftungssumme beläuft sich auf 3,5 Millionen Euro – dafür geben die IHK und das AEF jeweils eine Million Euro; der Landkreis Cloppenburg, der Landkreis Vechta als auch die Genossenschaften zusammen mit der Raiffeisen-Stiftung stiften jeweils 500.000 Euro.

Die drei Professor*innen nach ihren Antrittsvorlesungen zusammen mit Vertretenden der stiftenden Organisationen sowie Institutionen und Universitätspräsidentin Prof.in Dr.in Verena Pietzner (r.)

Vitas

Prof.in Dr.in Paula Bögel

  • Seit 2022 Juniorprofessorin für Transformationsmanagement in ländlichen Räumen
  • 2019 - 2022 Post-doc, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
  • 2019 - 2021 Fellowship Young Investigator Group Preparation Program (YIG Prep Pro)
  • 2017 - 2019 Post-doc, Urban Analytics and Transitions, Royal Institute of Technology (KTH), Stockholm (02/2018- 01/2019), und Lehrstuhl für Human Behaviour & Sustainable Development, Leuphana Universität Lüneburg
  • 2016 Post-doc im Projekt „Simulationsbasierte Messung und Validierung eines Kompetenzmodells für das Nachhaltigkeitsmanagement“, Georg-August Universität Göttingen
  • 2012 - 2016 Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Lehrstuhl für Kommunikation und Public Relations, Institut für Unternehmensentwicklung, Leuphana Universität Lüneburg

Prof. Dr. John-Oliver Engler

  • Seit 2022 Junior-Professor für Bioökonomie und Ressourceneffizienz (Universität Vechta)
  • 2017 - 2022 PostDoc, AG Quantitative Methoden der Nachhaltigkeitswissenschaft (Leuphana
  • Universität Lüneburg)
  • 2015 - 2016 USA-Aufenthalt und Tätigkeit als Versicherungsmathematiker (BNP Paribas Cardif, Stuttgart)
  • 12/2014 Doktor der Wirtschafts-, Sozial- und Politikwissenschaften, AG Nachhaltigkeitsökonomie (Leuphana Universität Lüneburg)
  • 03/2010 Diplom-Physiker (Universität Konstanz), Aufenthalte als Gastwissenschaftler an der ETH Zürich (03/2009 - 03/2010) und an der University of Hawaii (04 - 09/2007)

Prof.in Dr.in Jana Zscheischler

  • Seit 2022 Juniorprofessorin für Nachhaltigkeitsorientierte Produktionsökonomie an der Universität Vechta, Studienfach Geographie
  • 2020 Forschungspreis „Transformative Wissenschaft“ des Wuppertal Instituts gefördert durch Zempelin-Stiftung im Stifterverband
  • Seit 2019 Co-Leiterin der BMBF-Nachwuchsgruppe BioKum – Bioökonomie und gesellschaftlicher Wandel
  • 2018 - 2019 Projektleiterin des Wissenschaftlichen Begleitvorhabens „Innovationen für ein Nachhaltiges Landmanagement“(BMBF) am ZALF
  • 2018 Förderpreis der Stadt Müncheberg (Dissertation)
  • 2017 Promotion (summa cum laude) am Albrecht Daniel Thaer-Institut der Humboldt Universität zu Berlin
  • 2016 - 2018 Wissenschaftliche Mitarbeiterin im BMBF-Projekt „ginkoo“ am Zentrum Technik und Gesellschaft, TU Berlin
  • 2010 bis 2016 Wissenschaftliche Mitarbeiterin im wissenschaftlichen Begleitvorhaben „Nachhaltiges Landmanagement“ am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung

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