Pressemitteilung -
Das 32. Trinationale Kolloquium
Unter der Leitung von Prof. Dr. Claus Ensberg kamen in der ersten Dezemberwoche, vom DFJW gefördert, 45 Germanistik-Studenten aus Angers, Zielona Góra und Vechta im Kloster Frenswegen nahe Nordhorn zusammen (mit einem Tag in Amsterdam). Das 1394 von Augustiner-Chorherren gegründete Kloster mit spätgotischem Kreuzgang ist ein Ort, an dem sich in traditionsreicher Atmosphäre unter modernen Bedingungen ruhig und konzentriert arbeiten lässt.
Eine Art thematische Leitlinie setzte der geschichtsphilosophische Essay ‚Was ist europäisch?‘ von Dag Nikolaus Hasse. Zur Klärung der Frage auf bestimmte kulturelle Räume bzw. Denktraditionen zu verweisen verengt das Spektrum möglicher Antworten. Das gilt auch, wenn die Rede auf religiöse Ideen und Ideale oder geistes-, philosophie-, kunstgeschichtliche Strömungen und Errungenschaften kommt. In allen Fällen wird Partikulares emphatisch mit dem Anspruch verknüpft, ganz Europa zu repräsentieren. Anstatt auf die Erzeugung von Gefühlen europäischer Zugehörigkeit zu setzen, erscheint es sinnvoller, diese Zugehörigkeit zu denken – gerade wenn Studenten aus Ost- und Westeuropa miteinander tagen.
Also setzte das Kolloquium die Frage ‚Was ist europäisch?‘ bis zu seinem Abschluss in Klammern und las Texte, die sich konkret mit aktuell europaweit diskutierten Problemlagen beschäftigen: Einwanderung, Bevorzugung resp. Benachteiligung von Bevölkerungsgruppen, Kolonialherrschaft, Klimawandel. Es wurden unterschiedliche Positionen eingenommen, die sich nicht immer zusammenführen ließen. Doch verbreitet war auch die Erwartung bzw. die Überzeugung von studentischer Seite, dass Lösungen nur dann in den Blick kommen, wenn sie innerhalb der europäischen Staaten aus demokratisch-institutionell gesicherten Meinungsbildungsprozessen hervorgehen, an denen alle Interessengruppen beteiligt werden. Was ist europäisch? Eben dies: Rechtsstaatlichkeit zu bejahen und an deren Realisierung mitzuwirken.
Text: Prof. Dr. Claus Ensberg