Pressemitteilung -
„Die literarische Darstellung der arbeitenden Klasse: die Siebzigerjahre und die Gegenwart“ | Antrittsvorlesung von Dr. Christoph Schaub an der Universität Vechta
„Die literarische Darstellung der arbeitenden Klasse: die Siebzigerjahre und die Gegenwart“ hieß der Titel der Antrittsvorlesung von Dr. Christoph Schaub an der Universität Vechta. Damit ist das entsprechende Habilitationsverfahren des Literaturwissenschaftlers nun erfolgreich abgeschlossen und er wird nun als Privatdozent an der Hochschule tätig sein.
Nach der Begrüßung der mehr als 50 Gäste durch Interimspräsident Prof. Dr. Thomas Bals führte Prof. Dr. Karl Martin Born weiter in das akademische Vorgehen ein. Der Abschluss einer Habilitation und die damit verbundene Antrittsvorlesung sei kein alltägliches Ereignis, führte der Dekan der Fakultät II aus. Einerseits sei die Habilitation als Zeichen von Beharrlichkeit zu verstehen. In der Arbeit zeige sich eine ausgesprochene wissenschaftliche Tiefe mit einer methodischen Souveränität und großer Eigenständigkeit. Andererseits wird neben der exzellenten Forschung auch die Berechtigung zur selbstständigen Lehre als Privatdozent verliehen. Man befinde sich somit zwar noch in einer Übergangssituation, aber ein großer Teil des Weges zu einer Professur sei damit bereits gegangen.
„Ich freue mich sehr, dass Christoph Schaub im kommenden Wintersemester die Vertretung meiner Professur hier an der Universität Vechta übernehmen wird“, skizzierte Prof. Dr. Gabriele Dürbeck den nächsten Schritt Schaubs, „der sich an unserer Hochschule auch bereits in vielfältiger Weise in der akademischen Selbstverwaltung engagiert hat". Sie stellte Dr. Christoph Schaub als international anerkannten Wissenschaftler in materialistischen Ansätzen zur Analyse von Literatur und kulturellen Produktionen vor. Über die Jahre seiner wissenschaftlichen Karriere habe sie ihn begleitet und war immer auch dankbar über sein frisches, durchdachtes und ausgewogenes Urteil. Nun sei es für ihn an der Zeit, den nächsten Karriereschritt zu gehen, für den Gabriele Dürbeck ihm alles Gute wünschte.
Über unterschiedliche Anekdoten aus der eigenen Familiengeschichte näherte sich Schaub schließlich dem Thema seiner Antrittsvorlesung. Obwohl der Begriff der Klassengesellschaft in den öffentlichen Debatten der 1980er-Jahren verabschiedet wurde, erleben gegenwärtig Diskussionen über die Klassengesellschaft und die arbeitende Klasse infolge der sozioökonomischen Krisen der vergangenen etwa 20 Jahre wieder eine neue Konjunktur. Seit den späten 2010er-Jahren ist in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur außerdem das Entstehen einer großen Zahl von Texten zu beobachten, die sich literarisch mit Fragen sozialer Herkunft, Prekarisierung und klassistischer Diskriminierung auseinandersetzen. Daher lohne sich ein vergleichender Rückblick auf die 1970er-Jahre, also auf die bis vor kurzem letzte Phase in der bundesrepublikanischen Literaturgeschichte, in der intensiv über die Klassengesellschaft, Kapitalismus und die arbeitende Klasse geschrieben wurde, so Schaub. Einen besonderen Schwerpunkt legte der Literaturwissenschaftler dabei auf die Analyse unterschiedlicher – nämlich autobiografischer, autofiktionaler und dokumentarischer – Schreibweisen sowie auf das Verhältnis von sozialer Klasse und Diversität. Schaub skizzierte dabei eine Vorgeschichte des gegenwärtigen Schreibens über die arbeitende Klasse und trug durch diese historisch-vergleichende Perspektive zu einer präziseren literaturwissenschaftlichen Beschreibung sowie kultur- und sozialgeschichtlichen Verortung der Literatur der Klassengesellschaft bei.
Mehr Informationen zu Dr. Christoph Schaub: https://www.uni-vechta.de/kulturwissenschaften/lehrende/schaub-christoph