Direkt zum Inhalt springen
Jacqueline Knopp (2.v.r) und Kai Heermann (l.) von der Fakultät I sowie Anjilie Stuke und Rudolf Thomas Inderst (r.) von Fakultät II
Jacqueline Knopp (2.v.r) und Kai Heermann (l.) von der Fakultät I sowie Anjilie Stuke und Rudolf Thomas Inderst (r.) von Fakultät II

Pressemitteilung -

Die Promovierendenvertretung der Universität Vechta stellt sich vor

Jacqueline Knopp und Kai Heermann von der Fakultät I sowie Anjilie Stuke und Rudolf Thomas Inderst von Fakultät II sind die derzeitigen Promovierendenvertretungen an der Universität Vechta. Durch ihr Amt geben sie ihrer Statusgruppe in Entscheidungsprozessen eine wichtige Stimme. Im Interview stellen sie sich vor und sprechen über ihre Vorhaben.

Was sind Ihre eigenen Promotionsthemen?

Anjilie Stuke:
In meiner Promotion untersuche ich die Artenvielfalt der Polychaeten (Borstenwürmer) in der Deutschen Nord- und Ostsee. Hierbei wird u.a. geschaut, welche Arten in den vergangenen Jahrzehnten eingeschleppt oder verdrängt wurden. Hierbei spielt natürlich auch der Klimawandel eine wichtige Rolle. Außerdem ist die aktuell genutzte Bestimmungsliteratur mittlerweile stark veraltet, weshalb diese im Zuge des Projektes überarbeitet werden soll. Mein Betreuer ist apl. Professor Dr. Markus Böggemann, der glücklicherweise die Begeisterung zu dieser doch oft unterschätzten Tiergruppe teilt.

Rudolf Thomas Inderst:
Der Titel lautet „„Press Start“ to Deteriorate? Eine ideengeschichtliche Untersuchung dystopischer Manifestationen in ausgesuchten digitalen Spielen und zugehörigen Paratexten“. Die im Sommer 2024 eingereichte Dissertation untersucht zehn digitale Spiele und zehn zugehörige Paratexte als mediale Texte. Mithilfe der hermeneutischen Methode analysiere ich, inwiefern sie dystopische Erzähltraditionen fortführen oder durch gameplay weiterentwickeln. Theoretisch verortet sich die Arbeit in einer Digitalspielpolitologie, die Digital Game Studies, Politische Theorie und Ideengeschichte zu verbinden sucht. Aktuell befindet sich die Arbeit in der Begutachtungsphase. Mein derzeitiger Betreuer ist Professor Dr. Karl-Heinz Breier. Ich bin ihm außerordentlich dankbar, da er das Betreuungsverhältnis nach dem unerwarteten und vorzeitigen Ableben Professor Dr. Peter Nitschkes übernommen hat. Karl-Heinz Breier zeichnet sich nicht nur durch seine herausragende Organisationsfähigkeit aus, sondern erweist sich fortwährend auch als ein äußerst kompetenter und hilfsbereiter Diskussions- wie Gesprächspartner.

Jacqueline Knopp:
Ich promoviere zum Thema familiäre Erziehung und digitaler Raum und beschäftige mich u.a. mit der Frage, wo Eltern online Rat zu Erziehungspraktiken suchen und wo sie sich austauschen. Meine Betreuerin ist Professorin Dr. habil. Margit Stein, worüber ich mich sehr freue.

Kai Heermann:
Mein Dissertationsvorhaben ist als eine vergleichend-rekonstruktive Studie angelegt, die die ethischen Kompetenzen und ethischen Bildungsprozesse von Sozialarbeiter*innen vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen berufsbiographischen Erfahrung untersucht. Das zugrunde liegende Erkenntnisinteresse stützt sich auf der in den einschlägigen Literaturen verbreiteten Annahme, dass die für das professionelle Handeln notwendige ethisch-reflexive Kompetenz der Sozialarbeiter*innen erst durch die ständige Einübung wie z.B. in Teambesprechungen, Hilfeplanungen und Supervision verfeinert und ausgebildet wird. Meine Betreuerin ist Professorin Dr. Walburga Hoff, an deren Lehrstuhl der Sozialen Arbeit und Ethik ich zugleich als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig bin.

Warum haben Sie das Amt übernommen?

Anjilie Stuke:
Dies ist bereits meine dritte Amtszeit und mir ist es wichtig, die Wünsche und Bedürfnisse der Promovierenden an unserer Universität zu vertreten. Wir haben in Vechta auch eine recht große Anzahl an externen Promovierenden, die ohne eine Vertretung oft übersehen werden. Außerdem finde ich es sehr wichtig unserer Statusgruppe in verschiedenen Gremien eine Stimme zu geben.

Rudolf Thomas Inderst:
Die Entscheidung, die Position zu übernehmen, basierte auf vier spezifischen Beweggründen, die jeweils eine unterschiedliche Perspektive und somit verschiedene Erfahrungshorizont repräsentieren. Erstens führe ich die Promotion als externe Promotion durch, was bedeutet, dass ich nicht an der Universität Vechta beschäftigt bin und die Dissertation stattdessen in meiner freien Zeit angefertigt habe. Wir sprechen also von Feierabenden, Nachtschichten und Wochenenden. Diese berufsbegleitende Promotion ist mit einer Reihe von Herausforderungen verbunden. Zweitens ist zu berücksichtigen, dass es topografisch betrachtet für mich nicht möglich ist, "eben einmal schnell" an die Universität zu gelangen, um Dinge bzw. Sachverhalte zu klären oder zu besprechen. Unter optimalen Bedingungen beträgt die Fahrzeit zwischen Vechta und meinem Heimatort etwa 8,5 Stunden mit dem Zug (über die Pünktlichkeit jener ist an anderer Stelle schon geschrieben worden!). Darüber hinaus kann ich auf zwei erfolgreich abgeschlossene Promotionen zurückblicken. Dies hat zur Folge, dass ich bereits mit vielen der auftretenden Fragen und Schwierigkeiten vertraut bin. Zudem ist anzumerken, dass mein Hauptberuf der eines Hochschullehrers ist, sodass ich auch zu den Karriereperspektiven und -wegen Stellung nehmen kann.

Jacqueline Knopp:
Mir ist es ein Anliegen, mich an der Universität einzubringen und da ich aus meinem Umfeld bereits von verschiedenen Schwierigkeiten während der Promotion erfahren habe, würde ich Promovierende mit ihren Anliegen gerne vertreten und wenn möglich unterstützen.

Kai Heermann:
Meiner Ansicht nach stellt die Anfertigung einer Doktorarbeit eine große Herausforderung dar. Für mich ist die Promovierendenvertretung der institutionalisierte verlängerte Arm der Promovierenden, die ein Recht darauf haben, unter guten Bedingungen zu promovieren. Mir ist es ein großes Anliegen, den Stimmen der Promovierenden Gehör zu verschaffen.

Was sind aus Ihrer Sicht gerade aktuelle Herausforderungen bei Promovierenden?

Anjilie Stuke:
Die Herausforderungen sind sehr divers und von vielen Faktoren abhängig. Gerade an einer kleinen Universität wie unserer ist es z.B. nicht gesichert, immer auf einer Qualifikationsstelle zu promovieren, wodurch viele von uns gezwungen sind, neben der Promotion beispielsweise als LfbA zu arbeiten. Dies war bei mir eine Zeit lang auch der Fall. Natürlich kann man in diesem Zuge viele Lehrerfahrungen sammeln, doch fehlt dann oft die nötige Zeit, sich vollständig auf das eigene Projekt zu fokussieren. Eine Promotion in den gewünschten drei bis fünf Jahren umzusetzen, ist dann häufig nicht möglich. Dies ist nur eine von vielen Hürden.

Rudolf Thomas Inderst:
Danke für diese wichtige Frage! Promovierende stehen heute vor zahlreichen Herausforderungen, die sowohl finanzielle als auch psychische, strukturelle und berufliche Aspekte betreffen. Eine der größten Schwierigkeiten ist die finanzielle Unsicherheit, da Stipendien und Drittmittel oft begrenzt sind und befristete Verträge in der Wissenschaft langfristige Planung erschweren. Viele Promovierende sind daher auf Nebenjobs angewiesen, die zusätzlich Zeit und Energie kosten. Gleichzeitig führt der hohe Leistungsdruck, bedingt durch Publikationszwang, Deadlines und hohe Erwartungen, oft zu psychischer Belastung und einer schwierigen Work-Life-Balance. Besonders problematisch ist dabei das Gefühl der Isolation, da Promotionsprojekte oftmals individuell erarbeitet werden und nicht immer ein unterstützendes akademisches Umfeld vorhanden ist.

Ein weiteres Problem stellt die Betreuungssituation dar. Während einige Promovierende von engagierten Doktor“vätern“ und –„müttern“ begleitet werden, leiden andere unter unzureichender Betreuung oder unklaren Erwartungshaltungen. Die Abhängigkeit von Betreuenden kann zudem hierarchische Probleme mit sich bringen. Auch institutionelle und bürokratische Hürden erschweren die Promotion, sei es durch langwierige Genehmigungsprozesse für Forschungsvorhaben, komplizierte Promotionsordnungen oder bürokratische Herausforderungen für internationale Promovierende.

Zudem sehen sich viele mit unsicheren Karriereperspektiven konfrontiert. Der Wettbewerb um Postdoc-Stellen und Professuren ist enorm, während das Wissenschaftssystem durch befristete Verträge und unsichere Zukunftsaussichten geprägt ist – ein Problem, das in der #IchBinHanna-Debatte besondere Aufmerksamkeit erhalten hat. Alternative Karrierewege außerhalb der Universität sind nicht immer klar aufgezeigt, sodass viele Promovierende nicht wissen, welche Möglichkeiten ihnen offenstehen. In dieser Kombination aus Unsicherheiten, strukturellen Problemen und hohem Leistungsdruck zeigt sich, wie herausfordernd eine Promotion heute sein kann.

Jacqueline Knopp:
Ich glaube, dass die Herausforderungen sehr individuell sind. Manche Promovierende haben die Herausforderung, sich zu fokussieren, zu motivieren und zu strukturieren. Andere Promovierende haben eventuell die Herausforderung, sich abzugrenzen und Grenzen zu setzen. Andere haben Herausforderungen, da sie pendeln oder aufgrund von Carearbeit familiär sehr eingebunden sind.

Kai Heermann:
Die Palette an Herausforderungen hier aufzuführen, würde vermutlich den Rahmen der Antwort sprengen. Mein Anliegen besteht darin, zu zeigen, dass man nicht alleine an dieser Universität promoviert, obwohl man häufig den Eindruck bekommt. Als Promovierende*r durchläuft man bewusst gewählte einsame Phasen, in denen man am Schreibtisch sitzt und – man höre und staune – einfach nur schreibt. Daneben sollte es aber auch in Form von Netzwerktreffen den regelmäßigen Austausch unter Promovierenden geben. Nicht nur, um sich inhaltlich auszutauschen, sondern auch, um die Sorgen und Nöte untereinander zu teilen. Wir sitzen schließlich alle im gleichen Boot - #IchBinHanna!

Wie können Sie dabei helfen?

Anjilie Stuke:
Auch wenn wir in den meisten Gremien nicht stimmberechtigt sind, können wir diese Arbeit trotzdem dazu nutzen, die Meinung und Anliegen der Studierenden dort zu vertreten und uns ein Gehör zu verschaffen. Außerdem können wir die Promovierenden untereinander mehr in den Austausch bringen, sodass man voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen kann.

Rudolf Thomas Inderst:
Als Promotionsvertreter*innen können wir Promovierende unterstützen, indem wir ihre Interessen sichtbar machen und für bessere Bedingungen eintreten. Dazu gehört, strukturelle Probleme wie unklare Betreuung, finanzielle Unsicherheiten oder psychische Belastungen zu thematisieren und Lösungen mit der Universitätsleitung zu erarbeiten. Wir können Netzwerke fördern, Austauschformate organisieren und auf Beratungsangebote aufmerksam machen. Zudem setzen wir uns für transparente Promotionsordnungen, faire Verträge und bessere Karriereperspektiven ein. Indem wir Promovierende stärken und vernetzen, tragen wir dazu bei, die Promotion zu einer bereichernden und fairen Erfahrung zu machen. Doch das Wichtigste erscheint mir, den Promovierenden tatsächlich ein „greifbares Gesicht“ zu geben – denn nur so wird aus dem/der abstrakten „Promovierenden“ eine authentische, lebendige Person – ein Mensch, der vielleicht vor denselben Herausforderungen steht und diese lösen möchte.

Jacqueline Knopp:
Wir können als Promovierendenvertretung z. B. auf die Herausforderungen der Promovierenden aufmerksam machen und beispielsweise beim Graduiertenzentrum auf mögliche Formate wie Workshops o.a. hinweisen, die sich Promovierende wünschen.

Kai Heermann:
Unter anderem sollte man sich nicht davor scheuen, zunächst fundierte Kritik an den bestehenden Strukturen zu üben und im nächsten Schritt kreative Lösungsvorschläge zu unterbreiten, wie z. B. turnusmäßige Netzwerktreffen. Jetzt habe ich das Netzwerken schon zweimal genannt, damit habe ich es mir indirekt wohl oder übel auf die Fahne geschrieben. Es lässt sich nicht alles, aber doch einiges anders denken.

https://www.uni-vechta.de/promotionsstudium

https://www.uni-vechta.de/graduiertenzentrum

https://www.uni-vechta.de/promovierendenvertretung

Regionen

Kontakt

Friedrich Schmidt

Friedrich Schmidt

Pressekontakt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit +49 4441 15577
Katharina Genn-Blümlein

Katharina Genn-Blümlein

Pressekontakt Leitung Marketing & Kommunikation +49. (0) 4441.15 488
Timo Fuchs

Timo Fuchs

Pressekontakt Wissenschaftskommunikation
Philip Kreimer

Philip Kreimer

Pressekontakt Social-Media +49. (0) 4441.15 279
Media Content Panel
IMG_0226 Kopie.jpg
IMG_0226 Kopie.jpg
Lizenz:
Nutzung in Medien
Dateiformat:
.jpg
Copyright:
Universität Vechta
Dateigröße:
6000 x 4000, 9,34 MB
Download

Universität Vechta

www.uni-vechta.de

Universität Vechta

Driverstraße 22
49377 Vechta
Deutschland