Pressemitteilung -
„Es braucht Mut, Gestaltungsfreude, Ausdauer“ | 4. Netzwerktreffen "Transformation und Nachhaltigkeit im Oldenburger Münsterland"
Klimawandel und Krisenherde, Digitalisierung und KI, geopolitische Spannungen und Renationalisierungstendenzen: Die Zeiten sind fragil und herausfordernd. Wie stellen wir uns als Gesellschaft, als Region Oldenburger Münsterland, als Unternehmen darauf ein? Sind wir in der Lage, uns rasch genug an die Veränderungen anzupassen? Und kann der Bildungs- und Ausbildungssektor den sich wandelnden Bedürfnissen gerecht werden? Um Fragestellungen wie diese ging es am Dienstagabend, 2. September 2025 beim 4. Netzwerktreffen „Nachhaltigkeit und Transformation“ mit dem Titel: „Die Welt im Wandel – Wie halten wir mit?“ in der Aula der Universität Vechta. Die Resonanz war erneut groß: 135 Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Region folgten der Einladung des „Verbundes Oldenburger Münsterland“ (OM).
Moderator Stefan Wagner, Geschäftsführer des Unternehmens „Wagner - Büro für Nachhaltigkeitsmanagement, Marketing und Kommunikation“ aus Mühlen, das 2021 gemeinsam mit dem OM und der Privaten Hochschule für Wirtschaft und Technik (PHWT) das Netzwerk initiiert hatte, startete mit einem Gespräch mit dem Landrat des Landkreises Vechta und OM-Präsidenten Tobias Gerdesmeyer. „Der Weg zu mehr Nachhaltigkeit bietet enorme Chancen. Unternehmen aus der Region haben sich bereits Wettbewerbsvorteile erarbeitet. Dieses Know-How wäre dahin, wenn wir eine ‚Rolle rückwärts‘ machen würden“, unterstrich er. Dabei betonte Gerdesmeyer die enorme Bedeutung der Universität Vechta und den engen Austausch zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft: „Die Universität spielt eine zentrale Rolle, etwa durch den Fokus auf das Lehramt, die Transformationsforschung und das Management sozialer Dienstleistungen. Ihre Absolventinnen und Absolventen agieren als kreative Impulsgeber, die die Region voranbringen.“
Im Namen der Uni Vechta begrüßte Prof. Dr. Christopher Osterhaus, seit Juli 2025 Vizepräsident und im Hause Professor für Entwicklungspsychologie im Handlungsfeld Schule, die Gäste. Die Uni habe die Zukunft im Blick und gestalte den Wandel in der Region aktiv mit. „Wissenschaftliches Denken ist nicht nur ein Schulthema, sondern ein Schlüssel zur Gestaltung einer nachhaltigen, gerechten Zukunft – lokal im Oldenburger Münsterland wie global“, betonte er.
Als spannender Impulsgeber erwies sich Florian Pachaly, Gründer und Ex-Gesellschafter von @RECUP / REBOWL Mehrwegsystem. Der erst 30 Jahre alte Münchner, u.a. Social Entrepreneur des Jahres 2022, gab Einblicke in seine Reise bei dem Marktführer für nachhaltige Mehrwegsysteme in der Gastronomie und seine zentralen Lehren und Erkenntnisse daraus. „Nachhaltiges Handeln ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Es erfordert Mut, Gestaltungsfreude und Ausdauer sowie das Einbeziehen dreier Akteure: der Erde, der nächsten Generation und der Marginalisierten.“ ‚Business as usual‘ sei unter Druck, auch wenn sich zuletzt ein Aufbegehren zeige, meinte Pachaly. Sich verändernde Geschäftssysteme seien jedoch auf dem Vormarsch. Im Alten zu verharren, werde nur den Zeitaufwand und die Energie erhöhen. Für seine klugen Botschaften sowie den Blick auf die Zukunft erhielt Pachaly viel Applaus und Zustimmung.
Und wie steht es um die ökologische, ökonomische und soziale Transformation im Oldenburger Münsterland? Dieser Fragestellung widmete sich die folgende Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Region.
Christine Grimme, Verantwortliche für die Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens Grimme mit Sitz in Damme und 1. Vorsitzende des Hochschulrates, berichtete unter anderem von der Herausforderung, den Bedürfnissen vor allem auch der jungen Generation gerecht zu werden. „Wir haben inzwischen mehr als 50 unterschiedliche Arbeitszeitmodelle. Mit der Gründung einer Akademie und einer Wissensschmiede versuchen wir zudem, Mitarbeitende zu fördern, zu fordern und zu binden.“
Harald Vogelsang, Geschäftsführer der Vogelsang GmbH & Co. KG in Essen / Oldb., verwies auf die Bedeutung des Themas Bildung für die Zukunftssicherung. „Wir dürfen unseren Wohlstand in Deutschland nicht als selbstverständlich hinnehmen. Der Schlüssel liegt in der Bildung. Hier sind große Anstrengungen erforderlich. Voraussetzung ist das Erlernen der deutschen Sprache im frühkindlichen Alter, um Chancengleichheit zu schaffen.“
Prof. Dr. Marco Rieckmann, Professor für Hochschuldidaktik und Schlüsselkompetenzen an der Universität Vechta, sagte: „Es geht darum, Bildungsprozesse so zu gestalten, dass wir optimistisch bleiben und dass jeder einzelne in der Lage ist, komplexe Zusammenhänge zu verstehen – etwa, wie es in der Zukunft aussehen kann. Wir müssen Studierende dazu befähigen, Veränderung zu denken und zu leben und ihnen Freiräume geben.“
Einblicke in die Pflegebranche und das Thema betriebliches Gesundheitsmanagement gab Melanie Philip, Gründerin u.a. der „Pflegepioniere“ und Alumna der Universität Vechta. „Jedes Unternehmen muss sich um die Gesundheitsversorgung Gedanken machen. Je weniger professionelle Pflege wir haben, desto mehr sind Angehörige belastet und fallen in Betrieben aus. Auch hier geht es um Wissensbildung und Kompetenzförderung“, sagte sie.
Im Gespräch mit dem Landrat des Landkreises Cloppenburg, Johann Wimberg, ergänzte dieser: „Deutschland ist in Teilen ein Land der Bedenkenträger geworden. Wir dürfen Veränderungen und Transformation jedoch nicht als Angriff sehen, sondern sollten uns das Neue zu Nutze machen und Mut zeigen, den deutschen Perfektionismus zu überwinden.“
In einer digitalen Slido-Umfrage wurden dann auch die Gäste noch einmal aktiv und brachten u.a. Ideen mit ein, die nun in den nächsten Formaten und Treffen des Netzwerkes berücksichtigt werden sollen. Ganz oben standen dabei Themen wie „Erneuerbare Energien“, „Klimaanpassungsmodelle“, „Nachhaltigkeitsstrategien“, „Kreislaufwirtschaft“, „Innovationsförderung“ oder auch „Künstliche Intelligenz“.
Wie sehr das Netzwerk „Nachhaltigkeit und Transformation im OM“ auch als Plattform für den Austausch genutzt wird, zeigte sich beim Get-together bei kleinem Imbiss und Getränken. Hier wurden Kontakte geknüpft, intensive Gespräche geführt und Know-How ausgetauscht. Ein Format, das sich trotz herausfordernder Zeiten etabliert hat. Auch deshalb: Fortsetzung folgt.
Beitrag von https://www.oldenburger-muensterland.de/