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Marion Tapken hat auch ein paar Aufgaben für die Studierenden mitgebracht: Unter anderem sollten sie bestimmte Situationen bloß durch Ja-Nein-Fragen des Gegenübers herausfinden.
Marion Tapken hat auch ein paar Aufgaben für die Studierenden mitgebracht: Unter anderem sollten sie bestimmte Situationen bloß durch Ja-Nein-Fragen des Gegenübers herausfinden.

Pressemitteilung -

„Nicht-Mund-Sprechende“ Marion Tapken gibt Studierenden der Sozialen Arbeit Einblicke in ihr Leben

„Kommunikation ist Teilhabe!“ – beeindruckend berichtet Marion Tapken über ihr Leben. Als körperlich mehrfach beeinträchtigter Mensch und „Nicht-Mund-Sprechende“ ist die 43-Jährige aus Garrel autorisierte Referentin der Gesellschaft für unterstützende Kommunikation und hält Vorträge über ihren Alltag. Nun ist sie an der Universität Vechta in einem Seminar von Dozentin Marlies Enneking zu Gast gewesen. Hier sprachen Marion Tapken und Mutter Paula mit Studierenden des Fachs Soziale Arbeit. Dabei rührte die 43-Jährige mit ihrer aufgeschlossenen und lebensbejahenden Art auch zu Tränen.

Wegen verengter Atemwege habe man ihr vor einiger Zeit eine Operation an der Luftröhre vorgeschlagen. Nach diesem Eingriff hätte Marion Tapken keine Laute mehr von sich geben können; eine richtige Sprachfähigkeit sei aber eh nicht gegeben, soll gesagt worden sein. „Sie wäre damals fast die Decke hochgegangen“, erzählt Mutter Paula Tapken über ihre Tochter. Marion lehnte die Behandlung ab. Denn was vielleicht für viele Menschen im ersten Moment nicht nach Kommunikation klingen mag, ist für die 43-Jährige ein wichtiger Teil ihres Lebens; ihre Art, sich anderen mitzuteilen. Sprachcomputer, Buchstabentafel und Rollstuhl unterstützen sie dabei.

Ihren Körper kann sie kaum bewusst bewegen. Über ihr rechtes Knies hat sie die beste Kontrolle. Damit betätigt sie einen großen roten Knopf an ihrem Rollstuhl. Auf diese Weise steuert Marion Tapken ihren individuell eingerichteten Sprachcomputer, auf dem sie verschiedene Vorträge abgespeichert hat. „Wenn ich etwas spontan mit dem Sprachcomputer sagen will, brauche ich sehr lange. Die Menschen warten häufig nicht auf meinen Satz und gehen weg. Das macht mich traurig", sagt sie. Dabei trete sie gern mit anderen in Kontakt.

Sprachcomputer und Buchstabentafel von Marion Tapken

Bereits im Kindergarten musste sie sich ihre Kommunikation erarbeiten. „Damals habe ich gelernt, dass ich lange auf etwas schauen musste, was ich haben wollte“, sagt Tapken. Später habe sie sich mit Kopfnicken und -schütteln zu helfen gewusst. Der Sprachcomputer würde ihr nun noch viel mehr Möglichkeiten geben. Ihren Hauptschulabschluss hat sie sich damit erarbeitet. Gerade lernt sie Englisch, damit sie sich mit den Verwandten aus Kanada bei einem etwaigen Besuch unterhalten kann.

Marion Tapken arbeitet in der Caritas-Werkstatt Altenoythe. Dort schreibt sie mithilfe ihres Sprachcomputers, der mit einem PC verbunden wird, nicht nur über ihr Leben – was später auch einmal in einem Buch zusammengefasst werden soll – sondern auch Gedichte. Malen und basteln machen ihre ebenso Spaß. Zusammen mit ihrem Assistenten Sönke hat sie einen Kreuzweg unter anderem aus Ton geschaffen, der in elf Stationen den Weg von Jesus Christus mit ihrer eigenen Lebenssituationen verbindet. Eine Ausstellung im Rathaus Garrel war zu sehen. Ein Buch, auf welches sie besonders stolz ist, zeigt die Werke.

Ein Auszug aus einem Gedicht von Marion Tapken

Zuhause, mit der Familie, ginge das Sprechen mit der Buchstabentafel schneller als mit dem Sprachcomputer. So zeigt Mutter Paula während des Vortrags öfter auf einzelne Buchstaben auf der Tafel und Marion nickt, wenn der Finger den passenden Buchstaben erreicht, um daraus Worte zu bilden. Das auf der Tafel zu sehende Symbol des Fußballvereins Werder Bremen fällt einem Studierenden auf: Ja, sie war schon öfter im Stadion, sagt Tapken. Aber sie sollte am besten fernbleiben, weil immer, wenn sie da ist, verliere die Mannschaft, ergänzt sie mit einem Lächeln. Einen Vorteil des Emblems auf der Buchstabentafel hebt Mutter Paula hervor: „Menschen kommen darüber ins Gespräch mit Marion.“ Und genau das ist es, was die 43-Jährige gern möchte: Einfach und ohne Berührungsängste mit anderen zu sprechen.

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