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Dr.in Karolin Bubke, Leiterin der Universitätsbibliothek Vechta, zusammen dem Leiter der Abteilung Lernraum und Services, Dr. Christopher Folkens, auf der neu angelegten Testflache.

Pressemitteilung -

Partizipative Lernraumentwicklung an der Universität Vechta

Lernen, Lehren und Prüfungen verändern sich. Nicht nur das Studium als solches muss daher Anpassungen erfahren, sondern auch ganz konkret der Campus als Ort. Zukunftsfähige Lernräume unterstützen beispielsweise unterschiedliche Lernprozesse und didaktische Ansätze in einer sich stets wandelnden Welt. Vorträge, Gruppenformate, aber auch das selbstbestimmte, individuelle Lernen müssen gut möglich sein; alles unter den entsprechenden technischen Voraussetzungen. Aber auch die Erholungspausen wollen mitgedacht werden. Für ein modernes, unter den bestmöglichen Voraussetzungen stattfindendes Studium setzt sich die Universität Vechta ein.

Ein zentraler Ort des Lernens auf dem Campus ist die Universitätsbibliothek. Die Terminals zur Literaturrecherche stehen hier neben den langgezogenen Bücherregalen in unterschiedlichen Zonen. Genau diese Zonierung sei auch ein essenzieller Vorteil des in den 1980er-Jahren errichteten Gebäudes, ist sich Bibliotheksleiterin Dr.in Karolin Bubke sicher. „Hier haben wir die Möglichkeit, die verschiedenen Räume nach den unterschiedlichen Bedürfnissen der Hochschulangehörigen zu gestalten.“ Manche benötigen einen technisch gut ausgestatteten Gruppenarbeitsplatz zum offenen Austausch und zur Diskussion, andere den klassisch ruhigen Einzelarbeitsplatz inmitten von Büchern. Aber auch entspanntes Sitzen, „die Gedanken schweifen lassen“ und soziale Kontakte zu pflegen seien ebenso wichtig. Und um genau dieses Angebot umzusetzen, hat die Universitätsbibliothek Vechta entsprechende Projekte ins Auge genommen. „Auf einer Testfläche mitten in der Bibliothek bieten wir nun – zusätzlich zu Gruppen- und Einzelarbeitsräumen – neue Möbel zum entspannten Sitzen an“, erläutert Dr. Christopher Folkens. „Neben beispielsweise einem gemütlichen Sofa und Stühlen steht hier auch ein schalldämpfender Ohrensessel zur Verfügung“, so der Leiter der Abteilung Lernraum und Services. Ziel der Bibliothek ist es, zu einem noch einladenderen und vielseitigen Ort zu werden, an dem gelernt, aber auch gelebt werden darf. Dabei spielen auch die Diskussion um Öffnungszeiten und die Frage danach, ob man nicht auch einen Rucksack oder einen Kaffee mit hineinnehmen darf, eine Rolle.

Lernräume können Ablenkungen reduzieren und somit Konzentration fördern. Allein schon gute Lichtverhältnisse, eine angenehme Akustik oder ergonomisches Mobiliar tragen zu einer motivierenden Atmosphäre bei und wirken sich positiv auf Lernprozesse aus. Auch die technische Ausstattung ist zentral: Ausreichend Stromanschlüsse, eine adäquate WLAN-Verbindung, digitale Präsentationsmedien oder flexible Medientechnik ermöglichen den Zugang zu digitalen Lerninhalten, hybridem Lernen und kollaborativem Arbeiten mit digitalen Tools. Die Bandbreite der Studierenden-Wünsche sei in einer ersten Umfrage auf dem Campus und in Gesprächen klarer geworden, so Folkens. „Wir wollen nun nachfassen und besonders unserer wichtigsten Zielgruppe, den Studierenden, Möglichkeiten bieten, mit uns gemeinsam zu planen.“ Dazu gab es auch schon Austauschrunden mit Vertretenden des AStAs und des Studierendenparlaments (StuPa) „und wir laden weiterhin dazu ein“, betont Bubke.

Partizipative Prozesse seien wichtig, ist sich Lars Gerber sicher. Neben der Flexibilisierung und Hybridisierung von Räumen sei auch die Förderung von „Student Engagement“ durch einen „Sticky Campus“ essenziell. Es geht dabei um einen Campus, der Studierende dazu einlädt, länger an der Universität zu bleiben und sich aktiv am Campusleben zu beteiligen. Es soll eine Umgebung geschaffen werden, in der Studenten sich wohlfühlen, sich engagieren und gerne Zeit miteinander verbringen, nicht nur während der Vorlesungen und Seminare. Gerber ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Vechta, befasst sich unter anderem mit der Gestaltung des Selbststudiums und war bei Projekten wie „Zwischen:Räume“ sowie „Virtuell begleitetes Selbststudium im erweiterten Bildungsraum (ViBeS)“ tätig; beides Vorhaben, bei welchen die Raumgestaltung vor Ort und im Digitalen im Fokus stand. „Aktuelle Entwicklungsprojekte an Hochschulen und Förderprogramme machen deutlich, dass Raumgestaltung nicht nur den klassischen physischen Innenraum, wie Seminarräume und Hörsäle mit ihrer Ausstattung adressiert. Sie beeinflusst maßgeblich die Art und Weise, wie gemeinsam an einer Hochschule gelernt, gelehrt und geforscht wird. Dabei „geht es nicht nur um die Ausstattung, sondern auch um die Passung zwischen Konzepten, Kultur und des sozial-interaktiven, physisch-materiellen und des technisch-virtuellen Raums.“ Lernräume seien in Beton gegossene Strategien, so eine bildliche Zusammenfassung. „Bedarfe, aber auch Erwartungen haben sich verändert. Gerade vor dem Hintergrund von Transformationsprozessen, Klimakrise, Ressourcenengpässen, einer pluralistischen Gesellschaft und einem stärkeren Wettbewerb von Hochschulen ist die Entwicklung zeitgemäßer Lernorte zentral für die Qualität von Studium und Lehre sowie für die einzelne Hochschule“, so Gerber. Raumgestaltung sei dabei jedoch nicht einfach gegeben, sondern immer das Produkt sozialer Aushandlungsprozesse und organisationaler Strukturen. „Die Lernraumentwicklung an Universitäten ist und sollte daher als ein strategisches Element der Hochschulentwicklung verstanden werden.“

Wie wichtig entsprechende Lernräume für Studierende sind, zeigen auch entsprechende Initiativen. Das StuPa hat zum Beispiel zur Teilnahme an einer AG, welche sich mit der Neugestaltung der ehemaligen Bistrofläche im Mensagebäude auseinandersetzen soll, aufgerufen. Das Bistro-Angebot des Studierendenwerks Osnabrück ist nämlich in den ersten Stock zur Mensa umgezogen und die dadurch freigewordenen Räume können nun von der Uni anderweitig genutzt werden. „Nah dran“ aus dem Dienstleistungsbereich sind hier Johanna Schoon und Karolin Wallmeyer. „Sowohl aus der gesundheitlichen als auch aus der lerntheoretischen Perspektive sollte das Thema ,Pausen‘ mitgedacht werden. Ein langer Tag an der Uni kann nicht nonstop von konzentrierter Arbeit geprägt sein. Für gutes und langfristig gesundes Lernen braucht es auch entsprechende Möglichkeiten und Räume, um abzuschalten“, so Schoon, die für das studentische Gesundheitsmanagement an der Uni Vechta zuständig ist. Auch das Thema „Wohlbefinden“ spiele eine Rolle. „Es braucht einen Ort, an dem ich gerne bin, an dem ich mich wohlfühle und der eine positive Grundstimmung erzeugt, damit ich gut lernen kann und nicht von äußeren Störfaktoren abgelenkt werde“, ergänzt Lernberaterin Wallmeyer. Die Universität sei ein geschützter Ort, um zu wachsen, sich auszuprobieren, Kontakte zu knüpfen und neue Seiten an sich zu entdecken. „So ist auch die Betrachtung des Campus als dritten Ort neben dem Zuhause und dem inhaltlichen Studium relevant.“ Beispielsweise könne es an manchen Stellen schon hilfreich sein, mit offenen Augen über den Campus zu laufen und mit den Studierenden zu sprechen. Wo halten sich Personen auf? Was tun sie dort? Was fehlt vielleicht oder was wird nicht genutzt?

Der in der Universitätsbibliothek angestoßene Prozess nimmt genau diese Fragen auf. „Bibliotheken haben immer schon Arbeitsplätze angeboten“, so Bibliotheksleiterin Bubke. „Aber nun ergibt sich auch bei uns durch den digitalen Wandel die Möglichkeit, dafür mehr Raum zu schaffen“. Bücher und Zeitschriften stehen meistens online zur Verfügung, ein Teil der Regale voller Bücher kann zurückgebaut werden. „Etwas anachronistisch wirkt dabei die Ehrfurcht vor Bibliotheken als Wissensspeicher, die uns immer wieder mitgeteilt wird: Wir wollen diese Atmosphäre erhalten, weiterhin selbstverständlich Literatur auch in Print anbieten und konzentriertes Arbeiten ohne Ablenkung ermöglichen. Wir grenzen uns hier nicht ab, sondern finden wichtig, den gesamten Campus zu betrachten. Und da haben wir ja schon einige tolle und beliebte Räume, unter anderem gut ausgestattet im R-Gebäude. Aber wir wollen auch ,dritter Ort‘ sein. Dies ist ein Angebot an die akademische Gemeinschaft und die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Vechta und Umgebung!“. Denn bei all den Gedanken über Räume und ihre Ausstattung steht noch immer der Mensch im Mittelpunkt.

Mehr über die Universitätsbibliothek Vechta: www.uni-vechta.de/bibliothek/

Dieses und weitere Themen sind im aktuellen UniVersum zu lesen: www.uni-vechta.de/universum

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  • Dr.in K. Bubke, Leiterin der Universitätsbibliothek und Dr. C. Folkens, Leiter der Abteilung Lernraum und Services.
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