Pressemitteilung -
Spielraum nutzen, gemeinsam anpacken: Tag der Lehre 2025 macht Herausforderungen und Möglichkeiten guter Hochschullehre sichtbar
Stärken sichtbar machen sowie Ideen und Möglichkeiten zur Gestaltung von Lehre aufzeigen – das war das Ziel des Tags der Lehre 2025 an der Universität Vechta. Als offenes Forum für alle Hochschulangehörigen bot die Veranstaltung unter dem Titel „Studium. Campus. Engagement – Lehre im Wandel?“ Workshops, Präsentationen und Vorträge. Mit ihr fand das Projekt „Mehr Open Educational Resources und Practices in Vechta“ (Mehr dazu unten im Kasten) einen seiner Höhepunkte.
Ein Getriebe läuft nur rund, wenn alle nötigen Zahnräder vorhanden sind, ihre Aufgaben wahrnehmen und nicht am Gehäuse schleifen – die einzelnen Bauteile müssen genügend Platz haben, um sich bewegen zu können; der Spielraum wird für ein optimales Ergebnis genutzt. Damit die Lehre an der Universität Vechta mehr Fahrt aufnehmen kann, müssen die einzelnen „Bauteile“ ebenfalls gut zusammenspielen und die Gesetzmäßigkeiten im vorgegebenen Rahmen genutzt werden. Das ist eines der Ergebnisse der Paneldiskussion während des Tages der Lehre 2025 unter der Moderation von Prof.in Dr.in Annekatrin Bock und Lars Gerber. Das Panel beleuchtete die tiefgreifende Herausforderung, vor der Hochschulen heute stehen: Wie gelingt es, die unterschiedlichen Perspektiven von Studierenden, Lehrenden und Hochschulverwaltung zusammenzubringen, um Lehre als offenen, gemeinschaftlichen Prozess zu entwickeln?
Die Studierenden Lea Hildermeier (Universität Bielefeld sowie Mitglied des Common Grounds Forums) und Frederic Müller vom Allgemeinen Studierendenausschuss der Universität Vechta, fokussierten Zwischenmenschliches: Gute Hochschullehre basiere auf gemeinschaftlichen Prozessen und sei vor allem „Beziehungsarbeit“. Studierende, die mit ihren vielfältigen Lebensrealitäten zur Hochschule kämen, müssten „gesehen“ und ernst genommen werden. Müller betonte das Studium als besondere Phase des Lebens – die über das isolierte „Lernprogramm“ hinausgehe und ein Gemeinschaftsgefühl auf dem Campus erfordere. Auch der Dienstleistungsbereich, so Dr.in Susanne König, Leitung Qualitätsentwicklung und Akademisches Controlling, identifiziere sich mit einem lebendigen Campus und arbeite hart daran.
Prof.in Dr.in Martina Blasberg-Kuhnke, Leiterin des Zukunftsbeirats der Universität Vechta, pflichte bei und ergänzte zusammen mit der Studiendekanin Prof.in Dr.in Christine Vogel und Studiendekan Prof. Dr. Marco Rieckmann zur Situation der Lehrenden: In der Wissenschaft gelten eher Drittmittel und Reputation als „Währung“. Weniger gewürdigt würde großes Engagement in der Lehre. Ein alternatives Lehr- und Prüfungsformat – wie das Erstellen von Ausstellungen oder Podcasts als Prüfungsleistung – koste „irrsinnig viel Zeit“, was unter den aktuellen Bedingungen herausfordernd sei. Blasberg-Kuhnke regte an, im Berufungsverfahren festzustellen, ob Bewerbende „offen, neugierig und zur Partizipation“ bereit sind. Auch Onboarding-Prozesse könnten beispielsweise überdacht werden, sodass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Qualifizierungsphasen Unterstützungsstrukturen für gute Lehre vorfinden können. Es sei notwendig, Freiräume zu schaffen, um starre Schemata bei Formaten und Prüfungsformen aufzubrechen. Man müsse prüfen, welche Vorgaben wirklich bindend sind und wo andere Interpretationen möglich seien, so Blasberg-Kuhnke. König pflichtete bei: Beispiele anderer Hochschulen würden unter anderem zeigen, dass man unter anderem nicht die gerade praktizierten starren Seminar- und Vorlesungszeiten einhalten müsse.
Studierende fordern „ernsthafte Beteiligungsformate“, so Müller. Partizipation müsse „ganz unten“ in den einzelnen Seminaren beginnen. Blasberg-Kuhnke: Evaluationen dürften nicht nur einmalig am Semesterende stattfinden. Vielmehr müssten Ergebnisse dialogisch kommuniziert und zu Nachjustierungen im laufenden Prozess führen.
Die Diskussion profitierte von den praktischen Impulsen, die im Laufe des Tages geteilt wurden, und die Lösungsansätze für die im Panel diskutierten Probleme lieferten. Die Notwendigkeit einer partizipativen Kultur wurde beispielsweise bereits in der Eröffnungsrede in der Aula von Lea Bachus und Carlotta Esser (DigitalChangeMaker Initiative) hervorgehoben. Sie betonten, dass Studierende keine Zielgruppe, sondern aktive Mitgestaltende seien, und dass Vertrauen, Haltung und Machtteilung zentrale Voraussetzungen für wirksame Partizipation darstellten. Studierende würden ihre Ideen besonders wirksam entfalten, wenn sie konsequent einbezogen werden. Der Markt der Möglichkeiten und die Poster-Session machten Support-Strukturen sichtbar, die für die Gestaltung von Freiräumen notwendig sind, wie Alex Beste und Jasmin Sander aus dem Organisationsteam hervorhoben. Workshops und Vorträge stellten Themen wie KI, Präsenzlehre, Gesundheitsfördernde Impulse, Lernräume, Lehrformate oder Kompetenzentwicklung in den Mittelpunkt. Transformation brauche Geduld, so das Fazit des Panels, sowie ein gut abgestimmtes Vorgehen aller Beteiligten.
Mehr Open Educational Resources und Practices in Vechta
Mit dem von der Stiftung für Innovation der Hochschullehre geförderten Projekt soll dazu beigetragen werden, eine Kultur des Teilens an der Universität weiterzuentwickeln. „MOinVechta“ widmet sich daher der iterativen Entwicklung und Einbindung qualitativ hochwertiger und barrierearmer Open Educational Resources in die Lehre für und mit Studierenden. Das Projekt zielt darauf ab, die Lehre durch die Schaffung von qualitativ hochwertigen und zugänglichen Lehrmaterialien zu bereichern und damit den Lernprozess für Studierende zu unterstützen.