Pressemitteilung -
Universität Vechta untersucht Ursachen und Ströme von Lebensmittelabfällen und -verlusten
Ein neues, international und interdisziplinär angelegtes Projekt – koordiniert von Prof. Dr. Andreas Bürkert an der Universität Kassel und Prof. Dr. Nikolaus Schareika an der Universität Göttingen – widmet sich den vielfältigen Phänomenen, die durch die wechselseitige Durchdringung urbaner (städtischer) und ruraler (ländlicher) Räume entstehen und zu ganz eigenen Logiken und Dynamiken des Wandels führen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Forschungsgruppe „Sustainable Rurbanity - Resources, Society, and Regulatory Systems“ nun für eine erste Phase von vier Jahren. Im Rahmen dieses Konsortiums leiten Prof. Dr. Amelie Bernzen aus dem VISTRA – dem Vechta Institute of Sustainability Transformation in Rural Areas – der Universität Vechta und Prof. Dr. Eva Schlecht (Kassel/Göttingen) ein interdisziplinäres Teilprojekt unter dem Titel „RurbanFoodWaste“.
Urbanisierungsprozesse entfalten sich im Wechselspiel menschlichen Handelns, historisch gewachsener Raumstrukturen und öko-systemischer Prozesse. Sie sind mit gesellschaftlicher Transformation verwoben und gestalten dabei immer neue Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen. Das Verständnis solch komplexer Systeme erfordert neue Forschungsansätze, die Systemgrenzen, räumliche Skalen und disziplinäre Denkweisen aufbrechen und innovative Erkenntniswege aufzeigen. Die Dichotomie von Stadt und Land, die jahrzehntelang sowohl die politische Planung als auch die Erforschung von Urbanisierungsprozessen geprägt hat, wird in der Forschungsgruppe vom Konzept der „Rurbanität“ abgelöst. Hier verbinden sich das Rurale und das Urbane in einer begrifflich neu gefassten Einheit, die dynamisch auf sich ändernde Bedingungen reagiert bzw. diese schafft und die sich in diesem Prozess stetig neu erfindet.
Das Teilprojekt „RurbanFoodWaste“ unter Vechtaer Beteiligung zielt darauf ab, ein vertieftes Verständnis der Ursachen und Ströme von Lebensmittelabfällen und -verlusten zu entwickeln. Ein Fokus liegt auf der Nutzung von Lebensmittelabfällen als Tierfutter. Forschungsraum ist Bengaluru, Indien. „Die erwarteten Ergebnisse werden wichtige Einblicke in die soziale, ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit rurbaner Ansätze zur Verwertung von Lebensmittelabfällen und -verlusten in zirkulären Futter- und Nahrungsmittelsystemen bieten“, führt Bernzen aus. „Bengaluru ist für die Forschung hervorragend geeignet, da wir aus vergangenen Projekten wissen, dass es viele kleinbäuerliche Milchviehbetriebe gibt, die hier regelmäßig Lebensmittelabfälle an ihr Vieh füttern. Kleinbäuerliche Betriebe gibt es sehr viele in Indien, und sie haben eine sehr hohe sozioökonomische Bedeutung. Zudem ist Indien weltgrößter Milchproduzent, hat sehr hohe Mengen an Lebensmittelabfällen und es besteht hier ein starker Wettbewerb zwischen der Futter- und Lebensmittelproduktion.“ Das Projekt arbeitet eng mit indischen Partnerinstitutionen zusammen. Die gemeinsamen Ergebnisse sollen helfen, Ernährungssysteme ressourcenschonender und inklusiver zu gestalten.
Mehr Informationen zum Konsortium: https://www.uni-kassel.de/go/for-5903.html
Mitteilung der DFG: https://www.dfg.de/de/service/presse/pressemitteilungen/2025/pressemitteilung-nr-19