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Radoslav Ganev ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Vechta und sprach bei der Veranstaltung des Projekts Netword zum Thema Antiziganismus.
Radoslav Ganev ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Vechta und sprach bei der Veranstaltung des Projekts Netword zum Thema Antiziganismus.

Pressemitteilung -

Veranstaltung des Projekts Netword verweist auf Diskriminierung im Kontext von Fluchtmigration aus der Ukraine

Einer historisch tief verankerten und auf mehreren Ebenen liegenden Diskriminierung unterliegen Sinti* und Roma* – auch bei der Flucht vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Dies hat eine Veranstaltung des Projekts Sprachnetz/Netword am Zentrum für Lehrer*innenbildung an der Universität Vechta gezeigt. Referent war Radoslav Ganev. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „Sinti* und Roma* in der bundesdeutschen Hochschullandschaft – Bestandsaufnahme über den Kampf gegen Antiziganismus an Hochschulen und Universitäten“ unter der Leitung von Dr. Sven Rößler (Sachunterricht).

Ganev befasst sich mit Antiziganismus. „Wie der Antisemitismus ist der Antiziganismus eine spezifische Form des Rassismus, der die Diskriminierung der als ethnische Minderheit anerkannten Sinti* und Roma* umfasst“, erklärt Kirsten Rusert von Netword bei ihrer Begrüßung. Selbst in der Projektarbeit würde sich diese Diskriminierung zeigen. „Es freut mich sehr, dass wir mit Radoslav Ganev einen Kollegen aus dem Haus für diese Veranstaltung gewinnen konnten, um so nicht nur Studierenden der Universität Vechta, sondern das gesamte Netzwerk für das Thema weiter sensibilisieren zu können.“

Unter den mehr als 1,1 Millionen Menschen, welche aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind, seien geschätzt mehrere Tausend Roma*, stellt Ganev Ergebnisse des am 17. April veröffentlichten Monitoringberichts „Antiziganismus gegen ukrainische Roma-Geflüchtete in Deutschland“ der „Melde- und Informationsstelle Antiziganismus“ vor. Während Geflüchtete der Mehrheitsgesellschaft unbürokratisch versorgt würden, würden die meisten Angehörigen der Roma*, der größten Minderheit Europas, benachteiligt. Die Ursachen für Antiziganismus liegen in Fremdzuschreibungen und Vorurteilen, die gesellschaftlich tief verwurzelt seien, so Ganev. „Diese Rassismen waren auch Grundlage des Holocausts an 500.000 Sinti* und Roma* in Europa und wurden teilweise in die Institutionen der Bundesrepublik weiter eingeschrieben.“ Erkennbar werde dies beispielsweise an der rassistisch begründeten Entscheidung des Bundesgerichtshof 1956 gegen den Rechtsanspruch von Sinti* und Roma* auf Entschädigung für ihr Leid im Holocaust, erläutert Ganev.

Heute fürchten Sinti* und Roma* – die aus den Kriegsgebieten der Ukraine geflüchtet sind –, dass ihnen der Schutzstatus abgesprochen wird, so einige Ergebnisse des Berichts, die Ganev vorstellt. Aufgrund der Erfahrungen von Ausgrenzung und Benachteiligung würden es viele Sinti* und Roma* vermeiden, ihre ethnische Zugehörigkeit zu „outen“. Ihre Ängste würden sie in Folge dessen für Unterstützungsangebote schlecht erreichbar machen. Als Lösungsansätze diskutierte Ganev die Notwendigkeit von Vertrauensbildung durch Verlässlichkeit und Transparenz in Interaktionen. Vor allem sollte der Diskurs statt „über die Menschen“ mit ihnen geführt werden, wobei Selbstorganisationen eingebunden werden sollten. „Dies kann aber nur dann greifen, wenn wir uns gesellschaftlich darauf einlassen, tradierte Vorurteile und Rassismen zu reflektieren und uns für ein gleichberechtigt demokratisches Miteinander zu öffnen“, so Ganev.

Radoslav Ganev ist Politikwissenschaftler und engagiert sich vielfältig für die Repräsentation und Aufklärung über ethnische Minderheiten. So ist er im Vorstand des Vereins Lichterkette e.V. für mehr Miteinander und gegen Hass und Ausgrenzung und gründete in diesem Rahmen 2020 RomAnity e.V. mit dem Ziel der Aufklärung, Vorurteile abzubauen und Diskriminierung gegen Sinti* und Roma* sichtbar zu machen. 2021 gründete er den Studierendenverband der Sinti und Roma in Deutschland e. V. mit.

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