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Marktkommentar: Goldman Sachs mit soliden Quartalszahlen, europäische Banken leiden unter Wettbewerbsnachteilen
US-Banken stemmen sich gegen eine mögliche Krise. Darauf deuten die Geschäftszahlen für das zweite Quartal hin, die überwiegend positiv ausgefallen sind. Dazu teilt Clemens Berendt, Lead Portfoliomanager der apoBank, mit:
Branchenprimus Goldman Sachs überzeugt mit soliden Quartalszahlen und reiht sich damit nahtlos in die bislang starke Berichtssaison der US-Banken ein. Besonders das Handelsgeschäft profitiert vom volatilen Marktumfeld, aber auch das Investmentbanking liefert positive Impulse. Trotz der Sorgen um US-Strafzölle profitierte das Investmentbanking von einer Zunahme bei Fusionen, Anleiheemissionen und Börsengängen.
Der kräftige Zinsüberschuss von Goldman Sachs, aber auch anderen US-Banken zeigt, dass sie nach wie vor vom volatilen Zinsumfeld profitieren. Auch die Bankenriesen JPMorgan Chase und Citigroup haben die Erwartungen des Marktes eindrucksvoll geschlagen. Enttäuscht hat bislang nur Wells Fargo, die auch ihre Geschäftsprognose reduzierte.
Damit wird einmal mehr deutlich, dass die Aktienselektion auch im US-Finanzsektor entscheidend ist. Trotz geopolitischer Unsicherheiten, hoher Haushaltsdefizite und Inflationssorgen gelingt es den US-Banken, ihre Ertragsziele nicht nur zu erreichen, sondern in Teilen sogar anzuheben. Das ist im internationalen Vergleich, vor allem gegenüber Europa, beachtlich.
Europäische Banken leiden dagegen weiter unter strukturellen Wettbewerbsnachteilen. Hohe Regulierung, fragmentierte Märkte und geringere Skaleneffekte erschweren es europäischen Banken, bei der Profitabilität mit US-Instituten Schritt zu halten. Zudem haben US-Kreditgeber kürzlich die jährlichen Stresstests der US-Notenbank Federal Reserve bestanden und damit ihre Kapitalstärke und ihre Fähigkeit, widrige Szenarien zu überstehen, bestätigt.
Außerdem sind Adressen wie JPMorgan bereits frühzeitig in das Geschäft mit Kryptowährungen wie Stablecoins eingestiegen. Zwar dürfte der Rückenwind im Zinsgeschäft wegen weiter sinkender Leitzinsen nachlassen, doch die strukturelle Ertragskraft der Institute bleibt bemerkenswert.
Im weiteren Jahresverlauf rechnen wir deshalb mit einer stabilen Ertragslage im US-Bankensektor. Auch, weil US-Banken auf weitere spürbare regulatorische Erleichterungen der Trump-Regierung hoffen dürfen. Weniger strenge Bilanzierungs- und Eigenkapitalvorschriften könnten den Banken zusätzliche Freiräume eröffnen und den Wettbewerbsvorsprung von US-Banken weiter vergrößern.