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Marktkommentar: Keine schnelle Rückkehr zu einem deutlich niedrigeren Ölpreis
Im Zuge des eskalierenden Israel-Iran-Konflikts ist der Ölpreis gestiegen. Dazu teilt Klaus Niedermeier, Leiter Investment Strategie der apoBank mit:
Der Ölmarkt ist gerade in ein neues Preisregime eingetreten. Die israelischen Angriffe auf iranische Atomanlagen, Raketenstellungen und hochrangige Mitarbeiter stellen eine erhebliche Eskalation gegenüber früheren Auseinandersetzungen zwischen den beiden Mächten des Nahen Ostens dar.
Die Angriffe und Gegenangriffe vom April und Oktober des vergangenen Jahres wurden von beiden Seiten als gerechtfertigte Vergeltungsmaßnahmen dargestellt und dienten vor allem der Abschreckung. Nachrichtenagenturen vermeldeten heute, dass das iranische Parlament einen Gesetzesentwurf zum Ausstieg aus dem Atomwaffensperrvertrag vorbereitet.
Die von Israel seit Freitag durchgeführten Angriffe zielen darauf ab, das iranische Atomprogramm zu beeinträchtigen. Sie bilden den Auftakt zu einer möglicherweise längeren militärischen Auseinandersetzung.
Die amerikanische Regierung hofft, dass die israelischen Angriffe Teheran dazu zwingen werden, in den Atomverhandlungen zu kapitulieren und das Uran-Anreicherungsprogramm im Gegenzug für die Aufhebung der Sanktionen vollständig aufzugeben. Eine solche Aktion könnte jedoch den Todesstoß für das theokratische Regime bedeuten, da sie für Teheran ein zu großes Zugeständnis darstellt.
In Folge der Angriffe ist der Ölpreis zwischenzeitlich auf mehr als 75 Dollar pro Barrel gestiegen. Das ist ein Plus von 15 Dollar je Barrel im Vergleich zum Jahrestief Anfang Mai.
Wir sind überzeugt, dass es keine schnelle Rückkehr zu einem deutlich niedrigeren Ölpreis geben wird. Fundamental sind die Aussichten auf ein besseres globales Wachstum gestiegen, seit sich die Befürchtungen über einen anhaltenden Zollkonflikt deutlich abgeschwächt haben. Außerdem ist es sehr wahrscheinlich, dass die OPEC ihre Ölproduktion ab August drosseln und zeitgleich das Angebot von US-Öl sinken wird.
Ein Blick in die Historie zeigt, dass Unruhen im Nahen Osten im Schnitt nur in der ersten Woche auch an den Aktienmärkten sichtbar waren. Danach setzte stets wieder eine Erholung ein. Die Kombination von steigenden Ölpreisen, sinkenden Inflationssorgen und potenziellen Angebotsengpässen beim Öl könnte jedoch die Volatilität bei risikobehafteten Vermögenswerten schüren.