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Aksum – die Geschichte einer Großmacht | Vortrag von Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate

Pressemitteilung -

Aksum – die Geschichte einer Großmacht | Vortrag von Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate

Er ist der Großneffe des Negus Haile Selassie, des letzten Kaisers von Äthiopien. Nun hat Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate auf Einladung des Fachs Geschichtswissenschaft – mit finanzieller Unterstützung durch die Universitätsgesellschaft Vechta – einen Vortrag zum Thema „Aksum, das alte äthiopische Kaiserreich und die orthodoxe äthiopische Kirche“ im Musiksaal der Universität Vechta gehalten.

Er freue sich sehr, dass dieses althistorische Thema sowohl bei Wissenschaftler*innen, Studierenden als auch bei Personen außerhalb der Hochschule Interesse finde, sagte Georg Müller während seiner Begrüßung zu den rund 70 Teilnehmenden. Der spätantike Stadtstaat Aksum sei zu seiner Blütezeit neben Persien und Rom eine der regionalen Großmächte gewesen, führte der wissenschaftliche Mitarbeiter des Fachs aus. Im Laufe der ersten Jahrhunderte habe Aksum nicht nur weite Territorien am Horn von Afrika und den Süden der arabischen Halbinsel unter seine Kontrolle gebracht, sondern auch Handelsbeziehungen unterhalten, die vom Westen des Mittelmeers bis zum indischen Subkontinent reichten. „Seine weithin gerühmten Handwerker faszinierten mit filigraner Bearbeitung von Edelmetallen, es verfügte über eine komplexe literarische Tradition und sah sich als erstes christliches Reich überhaupt“.

Bei „nahezu afrikanischen Temperaturen“ bedankte sich der Historiker Asserate, dass so viele Gäste den Weg in die Universität und nicht ins Schwimmbad genommen hätten. Im weiteren Verlauf seines gut einstündigen Vortrags unterteilte Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate den geschichtlichen Verlauf Aksums in vier Perioden – das vor-aksumitische, das früh-aksumitische, das eigentliche sowie das nach-aksumitische Reich – und zählte dessen Erfolge auf; beispielsweise: Die Bildung eines hegemonialen, weit ausgebreiteten Reichs, eine eigene Sprache, welche unter den rund 2000 in Afrika existierenden Sprachen die einzige verschriftlichte gewesen sein soll, oder die Christianisierung des Landes, welche dazu führte, dass Aksum das erste christliche Königreich der Welt wurde.

Die Entstehung des aksumitischen Reiches könne spätestens um Christi Geburt nachweislich datiert werden, so Asserate. Die ersten Erwähnungen der Stadt Aksum finden sich in griechischen Schriften über Handelsbeziehungen in dieser Region. Ebenfalls würden die frühesten Funde und Reste größerer Bauanlagen aus dieser Zeit stammen. Vom 3. Jahrhundert n. Chr. ließen die aksumitischen Herrscher als erste in Afrika Münzen nach römischem Vorbild mit griechischer Beschriftung prägen, wodurch die Geschichte des Reichs von dann aus besser nachvollzogen werden könne. Hierdurch sei unter anderem auch der Schritt des Königs Ezana vom Heiden- zum Christentum gut belegbar, so Asserate. Zu Beginn des 7. Jahrhunderts brach die Münzprägung aber ab. Vor allem die beginnende Ausbreitung des Islam führte im weiteren Verlauf zum Niedergang des Königreiches, als Gebiete an der Küste vom christlichen Königreich abgetrennt wurden und so die Handelswege blockiert waren. „Askum verkümmerte zu einer kleinen Siedlung“, fasste es der Redner zusammen.

Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate setzte während seines Vortrags einige Schlaglichter. Dazu gehörte unter anderen eine Legende über den aksumitischen König Kaleb, welcher im 6. Jahrhundert regiert habe. So soll er Delegationen von asylsuchenden Juden und Christen empfangen und über ihre Religion gefragt haben. Er zeichnete darauf einen Strich in den Sand und soll gesagt haben: „Nur dieser Strich trennt uns.“ Auf die Antwort „Aber dieser Strich ist alles“ soll er geäußert haben: „Nein, dieser Strich ist nichts. Ihr dürft bei uns bleiben.“ Auch aus dem heidnischen Mekka fliehende Anhänger Mohammeds seien in Aksum von König Haschama aufgenommen worden. Als Äthiopier sei er stolz, dass in dem Gebiet die drei Weltreligionen friedlich koexistiert haben, so Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate.

Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate wurde 1948 in Addis Abeba geboren. An der dortigen Deutschen Schule bestand er als einer der ersten Äthiopier das Abitur. In Tübingen und Cambridge hat er Geschichte und Jura studiert und am Frobenius-Institut der Frankfurter Goethe-Universität promoviert. Die Revolution in Äthiopien machte seine Pläne zunichte, in die Heimat zurückkehren. Er blieb in Deutschland und arbeitete als Journalist und Pressechef der Düsseldorfer Messe. Heute ist der Bestseller-Autor (u.a. „Manieren“ (2003) oder „Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?“ (2021)) als Unternehmensberater für Afrika und den Mittleren Osten tätig. Darüber hinaus engagiert er sich in hohem Maße für die Verbesserung der wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse Afrikas. Er gründete die erste äthiopische Menschenrechtsorganisation „Council for Civil Liberties in Ethiopia“ sowie die Gesellschaft zur Erhaltung und Förderung der äthiopischen Kultur „Orbis Aethiopicus“.

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