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…3, 2, 1 – der Countdown zündet! Mit Silvesteranalogien startet Moderator Timo Fuchs aus dem Team Marketing und Kommunikation

Pressemitteilung -

„Ein Projekt, das wir alle gemeinsam tragen“ | Universität Vechta feiert die Eröffnung des Akademischen Jahres mit Keynote-Sprecher Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani

…3, 2, 1 – der Countdown zündet! Mit Silvesteranalogien startet Moderator Timo Fuchs aus dem Team Marketing und Kommunikation in die Eröffnung des Akademischen Jahres an der Universität Vechta. Solch eine, an Universitäten übliche Tradition sei „eigentlich eine komische Sache", räumt Fuchs ein. Schließlich sei das aktuelle Jahr erst in guten zwei Monaten vorbei. Dennoch zog er die Parallele: Silvester sei hektisch und chaotisch, doch am Neujahrstag herrsche eine ganz andere Stimmung. Genau dieses Gefühl eines unverbrauchten Neubeginns sei auch für die Universität Vechta wichtig. Fuchs betonte, dass der akademische Betrieb zwar voller guter Vorsätze sei, ihm jedoch ein entscheidendes, psychologisch wichtiges Element fehle: „der Countdown“. Jenen Moment, der das alte Jahr vom neuen trennt, gäbe es im akademischen Jahr nicht. In Vechta nun schon.

Die Bildergalerie des Abends ist hier zu finden.

Die Neujahrsansprache hält normalerweise der Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin; den Einstieg in die Eröffnung des Akademischen Jahres übernimmt Prof. Dr. Thomas Bals. Die Lage der Universität sei zwar unter anderem mit einem strukturellen Finanzdefizit und einem Ungleichgewicht zwischen Personal sowie Studierenden herausfordernd, doch die Stimmung habe sich spürbar verbessert, so der Interimspräsident. Der Wille zum Aufbruch und die Möglichkeiten zur Neugestaltung seien vorhanden; jetzt müssten aber alle zusammen anpacken, damit die Universität Vechta in den kommenden drei Jahren einen positiven Weg einschlagen könne. Doch wenn Hochschulgemeinschaft, Region und andere Akteure „weiter an diesem Strang ziehen“, werde Vechta bis 2030 eine „hochinteressante Universität mit einem gewissen Image sein!“.

Ähnliche Forderungen stellte Keynote-Sprecher Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani von der TU Dortmund an die gesamte Gesellschaft, nachdem er eine schonungslose Bestandsaufnahme Deutschlands lieferte: „Was oft als gesellschaftlicher Wandel beschrieben wird, ist in Wahrheit eigentlich ein schwerwiegender Krisenzustand“, so der renommierte Soziologe und Träger des Bundesverdienstkreuzes. Allein der Blick in die jüngste Vergangenheit würde genügen, um die dramatische Veränderung in der Lebenswelt junger Menschen in einer alternden Gesellschaft zu belegen. Die Probleme resultieren aus demographischen, finanziellen und politischen Schieflagen, die Kinder und Jugendliche in eine „belastete Minderheit“ verwandeln.

Deutschland trage seit 1972 als weltweit erstes Land ein strukturelles Geburtendefizit; somit jährlich mehr Todesfälle als Geburten. Doch aktuell mehr Geburten würden nur noch mehr Probleme in nächster Zeit schaffen: Das häufigste Alter in Deutschland sei 60 Jahre. Wir haben „etwas mehr als doppelt so viele 60-Jährige wie Sechsjährige“, so El-Mafaalani. Bereits seit 2016 leben in Deutschland mehr Menschen im Rentenalter als Minderjährige. Diese Schere öffne sich nun dramatisch weiter, da die geburtenstarken Jahrgänge mit den Babyboomern jetzt in Rente gingen. Die sogenannte „demografische Dividende sei aufgebraucht. “ 50 Jahre gab es in der Bundesrepublik finanzielle Vorteile durch wenige Kinder und viele Erwerbstätige. Bald stünden weniger Erwerbstätige mehr Senioren gegenüber. Die Pflege Hochaltriger, die in 25 Jahren die Babyboomer-Jahrgänge beträfe, werde eine „viel größere Herausforderung“ als die Rente. „Die Kinderzahl jetzt zu steigern ist schädlich, zumindest für die nächsten 30, 40 Jahre“, da die zusätzlichen Kosten für Kinder und Rentner das System kollabieren ließen. Tragischerweise sei auch die Friedensdividende aufgebraucht“, führt der Wissenschaftler aus: Einsparungen bei Bundeswehrausgaben, die historisch zur Stabilisierung der Rentenbeiträge genutzt wurden, müssten jetzt wieder in die Verteidigung fließen.

Die strukturelle Schieflage hätte tiefgreifende Auswirkungen auf die Staatsfinanzen. El-Mafaalani warnte, dass die Ausgaben für den Rentenzuschuss, die Bundeswehr und die Zinslasten der Sondervermögen bis 2030 „über 70 Prozent des gesamten Bundeshaushalts“ ausmachen könnten.

Die Alterung der Gesellschaft führe direkt zu einem weiteren demokratischen Problem: Das durchschnittliche Wahlalter liege bereits bei Mitte 50 und werde bald über 60 Jahre betragen. Die Konsequenz: „Rentnerinnen und Rentner entscheiden praktisch allein die Wahlen“. Belange junger Familien würden somit politisch irrelevant. Die Eltern von Minderjährigen seien für einen Wahlsieg „völlig belanglos“. Erschwerend komme hinzu, dass Eltern von Minderjährigen den höchsten Anteil an Nicht-Wahlberechtigten halten, oft auch wegen fehlender deutscher Staatsbürgerschaft.

Die geringe Kinderzahl und eine breite Gruppe Erwerbstätiger in den vergangenen Jahren hätten eigentlich eine optimale Förderung in den Schulen ermöglichen sollen. Stattdessen konstatierte El-Mafaalani: „Alle Bildungsstudien weisen einen ausgeprägten Abwärtstrend seit etwa 12 bis 13 Jahren auf. Dieser betrifft alle Bundesländer, alle Altersgruppen, alle Schulformen und fast alle Fächer. Sogar die Kinder in akademisch geprägten Familien verschlechtern sich im Zeitverlauf. Darüber hinaus tragen die Kinder als kleinste Bevölkerungsgruppe in Deutschland laut Studien paradoxerweise das höchste Armutsrisiko.“

Die Krisen – Flüchtlingskrise, Pandemie, Krieg, Inflation – würden sich auf junge Menschen viel stärker auswirken, als auf Erwachsene. Hinzu kämen mit der Digitalisierung und einer Super-Diversität zwei weitere massive gesellschaftliche Transformationen. El-Mafaalanis These: Kindheit und Jugend wurden durch die Digitalisierung viel mehr verändert als der Arbeitsmarkt. Eltern wüssten „nahezu nichts“ darüber, was ihre Kinder in der digitalen Welt erlebten. Der erste Kontakt mit verstörenden Inhalten, etwa Pornografie, finde heute oft schon zwischen 9 und 10 Jahren statt. Geräte wie Smartphones würden darüber hinaus als „Beruhigungsmittel“ dienen: Die „kinderfeindliche Gesellschaft kriegt gar nicht mit, wie kinderfeindlich wir mittlerweile geworden sind, weil die Kinder alle gerade betäubt und beruhigt sind“.

Darüber hinaus: Bei Kita- und Grundschulkindern liege der Migrationshintergrund teilweise bei „über 40 Prozent“, während er bei Rentnern unter 15 Prozent liege. Dieser „weltweit einzigartige Kontrast“ führe zu einer Super-Diversität in den Bildungsinstitutionen, während die politische Dominanz beim nicht-diversen, älteren Bevölkerungsteil liege. Die zukünftigen Leistungstragenden würden politisch also nicht berücksichtigt, eine Anpassung sei nicht in Sicht. Während über die aktuellen Studierenden bereits viel gemeckert werde, beträfen die massiven Kompetenzverluste die Jüngeren, die jetzt in die Schule gehen. Wenn die Gesellschaft warte, bis diese Kohorte als junge Erwachsene auf dem Arbeitsmarkt sei, „dann wird’s zu spät“. Nur wenn jetzt gehandelt werde, könne man hoffen, dass die Kurve ab 2030/32 wieder nach oben zeige.

Aufgrund der demografischen Veränderung „kann niemand mehr so stehenbleiben, wie er bisher stand“, so El-Mafaalani. „Jeder Akteur, jede Organisation“ sei adressiert, von Arbeitgebern bis zu den Bildungsinstitutionen. Auch Seniorinnen und Senioren seien gefordert. Da die größte Bevölkerungsgruppe „so gesund und kognitiv auch so fit wie noch nie ist“, sei es ausgeschlossen, dass sie sich weiterhin wie viele Rentner und Rentnerinnen vergangener Zeiten verhalte. Ihre aktive Beteiligung, etwa in Kitas oder Ganztagsgrundschulen, sei zwingend notwendig, da die Probleme nicht durch hauptamtliches Personal allein gelöst werden könnten, schloss der Keynote-Sprecher.

Die Verantwortung der Wissenschaft stellte der niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur in den Mittelpunkt seiner Videobotschaft. Die gesamte Gesellschaft erlebe derzeit „viel Bewegung“, weshalb es besonders auf die Wissenschaft mit ankomme, so Falko Mohrs. Die Aufgabe der Universität sei es, die Weiterentwicklung zu lenken. Dies müsse geschehen „auf Grundlage von Fakten, auf Grundlage von Wissen“. Der Minister betonte dabei ausdrücklich die Notwendigkeit der Offenheit und Selbstreflexion in der Wissenschaft: „Auch immer mit der Idee, dass wir uns natürlich irren können, dass wir eben mit neuem Wissen noch besser werden können.“ Dieses Verständnis, so der Minister, sollten die Studierenden „als Anspruch an sich selber“ mit in das neue Jahr nehmen. Nur so könne man als Universitätsgemeinschaft einen aktiven Beitrag leisten, um „verantwortungsvolle Mitglieder unserer Gesellschaft, unserer Demokratie“ zu werden. Frederic Müller und Charlotte Weber vom Allgemeinen Studierendenausschuss der Universität Vechta appellierten in gleicher Weise an die Hochschulgemeinschaft. Sie betonten, dass die Eröffnung des akademischen Jahres sowohl einen Neubeginn als auch die Fortsetzung von gemeinsamer Arbeit, gemeinsamer Ideen und gemeinsamer Verantwortung markiere. Die Uni Vechta sei keine anonyme Riesenuni, und genau dies mache ihre Stärke aus. Diese Nähe schaffe „Räume, in denen wir gemeinsam reden, statt nur nebeneinander herzustudieren können“. Die Hochschulgemeinschaft lebe davon, „dass wir sie gestalten, sei es in Seminaren, Projekten oder bei Diskussionen“. Sie seien überzeugt, dass die Universität ein Ort bleiben könne, „an dem Zukunft entsteht und gemacht wird“, wenn die Gemeinschaft weiterhin aufeinander zugehe, Vielfalt als Stärke begreife und mutig, themenkritisch und konstruktiv diskutiere. „Die Universität Vechta ist ein gemeinsames Projekt, das wir alle tragen.“

Interimspräsident Prof. Dr. Thomas Bals

Keynote-Sprecher Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani

Übergabe des DAAD-Preises 2025 an Majolie Ornella Kongne Nembot durch Interimspräsident Prof. Dr. Thomas Bals (l.) und Laudator Prof. Dr. Burghart Schmidt.

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