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Prof.in Dr.in Verena Pietzner (2.v.l.) war im April 2023 zu Gast an der Kagoshima University: (v.l.) Vizepräsidentin für Internationalen Austausch, Prof.in Dr.in Koriyama, Prof. Yukura, Dekan der Faculty of Education, und Prof. Dr. Shingo Uchinokura
Prof.in Dr.in Verena Pietzner (2.v.l.) war im April 2023 zu Gast an der Kagoshima University: (v.l.) Vizepräsidentin für Internationalen Austausch, Prof.in Dr.in Koriyama, Prof. Yukura, Dekan der Faculty of Education, und Prof. Dr. Shingo Uchinokura

Pressemitteilung -

Japan und Deutschland | Schulsysteme und Lehrkräftebildung im Vergleich

„Bildungssysteme und Lehrkräftebildung im Vergleich: Japan und Deutschland“ hieß der Vortrag von Prof. Dr. Shingo Uchinokura von der Kagoshima University, Japan, und Präsidentin Prof.in Dr.in Verena Pietzner. Die Veranstaltung hat im Rahmen der Initiierung eines wissenschaftlichen Austausches zwischen Vechta und Kagoshima stattgefunden.

Nach einer gemeinsamen Begrüßung der Teilnehmenden und der Vorstellung des Oldenburger Münsterlandes ging Pietzner auf das deutsche Schulsystem ein: unter anderem die Verantwortung der Länder, Schulpflicht, sowohl Grund-, Haupt-, Realschule als auch Gymnasium und Berufsausbildung, Schulfächer sowie Stundenpläne brachte sie dabei den Zuhörenden aus Japan und Deutschland näher. In Japan hätte man sich am amerikanischen Schulsystem orientiert und es gebe ein 6-3-3-System, führte Uchinokura aus: Sechs Jahre Elementary School (ES), drei Jahre Junior High School (JHS) – beides verpflichtend – und drei Jahre High School (HS), welche von nahezu allen Schüler*innen im Anschluss an die beiden vorhergehenden Einrichtungen besucht werde. Im zentral verwalteten Schulsystem würden die Kinder in ES und JHS normalerweise in die nächstgelegenen Institutionen gehen, wobei sie sich auch die Schulen aussuchen könnten. Für entsprechende Privatschulen und HS müssten Schüler*innen eine Aufnahmeprüfung bestehen. Die Klassenstärke könne maximal 35 Kinder in der ES und 40 Kinder in der JHS umfassen; im Durchschnitt seien es aber 22 und 27 Schüler*innen, fasst es Uchinokura zusammen. In ländlichen Gebieten würden oftmals mehrere Klassenstufen zusammengefasst, in welchen meist durchgehend eine Lehrkraft arbeitet. Kinder mit Beeinträchtigung würden in der ES als auch der JHS in „special-needs-classes“ unterrichtet, in welchen sie Fächer individuell von einer Lehrkraft unterrichtet werden könnten. Ein normaler Schultag, an welchen sechs Unterrichtsstunden stattfinden, startet um 8.30 Uhr und endet um 16 Uhr. Zusätzlich zu den Fächern haben Schüler*innen noch andere Aufgaben; so sind sie zum Beispiel für die Reinigung des Klassenraums verantwortlich. Auch das tägliche Mittagessen würden sie mit vorbereiten, so Uchinokura. Im Unterricht müssten die Lehrkräfte Schulbücher nutzen, welche vom Ministerium vorgegeben werden. In diesen sind beispielsweise für den Chemieunterricht Experimente vorgesehen, welche die Lehrkräfte mit der Klasse durchführen müssten. Die Bücher werden allen Schüler*innen in ES und JHS kostenlos zur Verfügung gestellt.

In seiner Präsentation ging Prof. Dr. Shingo Uchinokura unter anderem auch auf die Schülfächer der einzelnen Schulformenen ein.

Japanische Lehrkräfte hätten im internationalen Vergleich mit bis 60 Wochenstunden eine der höchsten Arbeitszeiten. In dem asiatischen Land bestünde ebenso wie in Deutschland ein Lehrkräftemangel, fasst es der Professor zusammen. Lehrer*innen in der ES unterrichten alle Fächer. In der JHS und HS widmen sie sich einem einzelnen Fachgebiet. Sie könnten auf unterschiedliche Weise in den Beruf gelangen, wobei das universitäre Studium den größten Anteil ausmache. Aber auch der Quereinstieg sei in Japan keine Seltenheit. Wichtig sei es, ein vom Ministerium genehmigtes Universitätslehrerquallifikationsprogramm abgeschlossen und ein Lehrzertifikat für eine bestimmte Schulstufe erhalten zu haben. Großen Wert würde auf Fortbildung, u.a. in Form von „Lesson Study“, gelegt: Während eine Lehrperson eine gemeinsam geplante Unterrichtsstunde hält, beobachten andere Lehrkräfte, wie diese Einheit bei den einzelnen Kindern ankommt. Anschließend wird nachjustiert und dadurch die Wirksamkeit des Unterrichts verbessert. Im Gegensatz zum zentral geregelten System von Japan ist in Deutschland auch die Lehrkräftebildung Aufgabe der Bundesländer, führte Pietzner aus. Zwei Fächer sieht das Curriculum vor. Nach fünf Jahren in der Universität gehen zukünftige Lehrerinnen 1,5 Jahre ans Studienseminar, um gezielter praktisch auf den Beruf vorbereitet zu werden. In der dritten Phase stünden Fort- und Weiterbildung bei Institutionen wie dem Kompetenzzentrum Lehrkräftebildung an der Universität Vechta auf dem Programm. „Japan und Deutschland können viel voneinander in puncto Schulsystem und Lehrkräftebildung lernen“, fasst es Universitätspräsidentin Prof.in Dr.in Verena Pietzner zusammen. „Umso mehr ist mir die geplante Kooperation mit der Kagoshima University ein Anliegen. Wir werden eine gemeinsame Tagungsserie mit dem Titel „Teaching and Teacher Education in a changing world“ ins Leben rufen. Im November reist eine Delegation aus Vechta nach Kagoshima und wird nicht nur die Tagung aktiv gestalten, sondern auch Unterricht beobachten sowie an einer School Conference teilnehmen. Ich bin mir sicher, dass dieser Austausch viele Impulse für Forschung und Lehre in Vechta haben wird.“

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