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Masterarbeit | Studierende liefert umfassendes Analyseinstrument für Schulbücher

Pressemitteilung -

Masterarbeit | Studierende liefert umfassendes Analyseinstrument für Schulbücher

Bieten Schulbücher die Möglichkeit, dass Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen sich mit den dort dargestellten Figuren identifizieren können oder sich gar mit ihnen auseinandersetzen können? Damit dieser Fragestellung wissenschaftlich besser nachgegangen werden kann, hat Marie-Theres Emke einen entsprechenden Kriterienkatalog erstellt. Die interdisziplinär angelegte Masterarbeit an der Universität Vechta beurteilten die Betreuenden Prof.in Dr.in Monika Budde (Germanistik, Fachdidaktik) und Benjamin Möbus (Erziehungswissenschaften) mit 1,0. „Berücksichtigung von Lernerinnen und Lernern in sprachheterogenen Lerngruppen im Deutschunterricht der Grundschule. Analyse eines Lehrwerks.“ lautet der Titel.

Die Fragestellung, inwiefern Kinder oder Jugendlichen mit einem nicht-deutschen Sprach- und/oder kulturellen Hintergrund in Lehrbüchern für das Fach Deutsch berücksichtigt werden, stellt ein aktuelles Thema sowohl in der Migrationspädagogik als auch in der Lehrwerksdidaktik unterschiedlicher Fächer dar. Als gesichert gilt, dass Schülerinnen und Schüler Lehrbücher häufig nutzen; einerseits in der Schule – sie dienen oft der Gestaltung des Unterrichts, stellen Material und Inhalte bereit, offerieren Aufgaben und Arbeitsimpulse. Andererseits nutzen die Schülerinnen und Schüler die Bücher aber auch für das häusliche Lernen, zum Beispiel um Unterricht vor- und nachzubereiten oder für eine Klassenarbeit zu üben.

„Die Lehrpläne der Fächer haben selbstverständlich den Anspruch, die gesellschaftliche Wirklichkeit in den einzelnen Themen und Inhalten abzubilden und so zum interkulturellen Zusammenleben beizutragen“, sagt Budde. „Lehrbücher setzen die Vorgaben der Lehrpläne um. Dies ist wichtig, da Themen und Inhalte auch Identifikationsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche bereithalten und zur Bildung beitragen.“ Doch wie sehen die Lehrbücher tatsächlich aus? Wird ein Gesellschaftsbild gezeichnet, das dem mehrkulturellen Zusammenleben förderlich ist? Werden Lebensentwürfe vorgeschlagen, die die Basis zur eigenen Lebensgestaltung bieten können? „Diesbezügliche Lehrbuchforschungen stellen heraus, dass handelnde Figuren oder Familien sich an einem sehr veralteten Familienbild orientieren, dass dargestellte Helden oder Heldinnen oftmals blondes Haar haben, hellhäutig und europäisch aussehen“, erklärt Möbus. „Diese Studien sind vereinzelt und beziehen sich auf einzelne Lehrbücher. Auch der Aspekt, was genau eine gesellschaftliche Repräsentativität in Bezug auf die aktuelle Schüler- und Schülerinnenschaft ausmachen könnte, bleibt vage.“

Hier setzt die interdisziplinäre Arbeit von Marie-Theres Emke an. Die Beurteilung: Sehr akribisch und forschungsmethodisch sehr präzise entwickelt sie einen umfassenden Kriterienkatalog zur Analyse von Lehrwerken. Dieser berücksichtigt zum einen aus der Perspektive der Erziehungswissenschaft migrationsbedingte Mehrsprachigkeit, Diversität, Fremdsein- und Anderssein innerhalb eines gemeinsamen Lebensraumes. Weiterhin werden sprach- und sprachlernbezogene Gesichtspunkte benannt, die an das zwei- oder fremdsprachige Lernen anknüpfen und Brücken zum sprachlichen Weiterlernen bereitstellen. Darüber hinaus entwickelt sie allgemeindidaktische Kriterien, die diversitätsorientiert auf verschiedene Zugänge zum Lernen aufmerksam machen. „Dies alles gelingt der Verfasserin mittels eines sehr gründlichen und vertieften Studiums der Fachliteratur der verschiedenen Disziplinen und mittels ihrer Fähigkeit, diese verschiedenen Perspektiven aufeinander zu beziehen und zusätzlich kreative Zusammenfügungen zu entwickeln“, so die Betreuenden. Dass der Kriterienkatalog einsetzbar ist, wird mittels der Analyse eines Lehrbuchs im Fach Deutsch für die 4. Klasse in der Masterarbeit erprobt und evaluiert. „Dabei stellte ich fest, dass selbst in einem neuen Lehrwerk für den Deutschunterricht noch Verbesserungspotenzial in Bezug auf Identifikationsmöglichkeiten oder Differenzierungsangebote für Lernende mit unterschiedlichen Herkunftssprachen besteht, vor allem, weil sprachheterogene Lerngruppen schon lange die Realität in deutschen Klassenzimmern darstellen“, erklärt Emke.

„Damit erfolgt in dieser Arbeit nicht nur eine Lehrwerkanalyse, sondern sie bietet für die Wissenschaft ein transparentes, gut handhabbares und umfassendes Analyseinstrument, wie es in der Lehrbuchforschung in diesem Bereich noch nicht vorliegt“, so Budde. Möbus: „Wir gratulieren der Preisträgerin herzlich und sind gleichzeitig stolz darauf, dass die Zusammenarbeit der Disziplinen Fachdidaktik Deutsch und Erziehungswissenschaft ein solch konstruktives Ergebnis zeigt.“

Der Kriterienkatalog wird voraussichtlich in einer Didaktik-Einführung zum Thema Deutsch als Zeitsprache (Budde, Michalak 2024) veröffentlicht.


Marie-Theres Emke bei der Übergabefeier der UGV-Förderpreise zusammen mit Prof.in Dr.in Monika Angela Budde (r.) und Benjamin Möbus


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