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Melina Borčak ist Journalistin und Filmautorin.
Melina Borčak ist Journalistin und Filmautorin.

Pressemitteilung -

Unbeabsichtigte Diskriminierung vermeiden | Vortrag von Melina Borčak

„,Oops‘ ist keine Ausrede“ hieß der Vortrag von Melina Borčak. Die freie Journalistin, die unter anderem für CNN, ARD und die Deutsche Welle arbeitet, hat bei der fünften Ausgabe der Reihe „I <3 Science Experts“ der Zentralen Einrichtung für Gleichstellung & Diversität an der Universität Vechta über unbeabsichtigte Diskriminierung in Berichterstattungen und Äußerungen im Kontext von Krieg und Flucht gesprochen.

„Oops“ – etwas zunächst nicht zu wissen oder zu bemerken – könne eine Erklärung für unabsichtliche Diskriminierung sein, meint Melina Borčak, aber keine Ausrede. „In der journalistischen Alltagshektik gehen manchmal Details und Kontext verloren. Gerade in übersehenen Nuancen, zwischen den Zeilen, steckt viel Potenzial für falsche und diskriminierende Berichterstattung“, ist sich Melina Borčak sicher. Dies gelte insbesondere auch für Berichterstattung über Flucht und Krieg. „Unabsichtlich diskriminierende Berichterstattung bleibt allerdings nicht folgenlos und kann mit erheblichen weiteren negativen Konsequenzen für stark vulnerable Personen und Gruppen einhergehen“, meint die Journalistin. Ebenso die Reproduktion problematischer historischer und gesellschaftlicher Narrative gehöre dazu. Aber auch im Alltag würde oftmals nicht auf eine diskriminierungsfreie Sprache geachtet werden, meint Melina Borčak.

Beispielsweise sei bereits die Kombination von Worten ausschlaggebend. Bei „belgischen Frisören“ würde zunächst niemand etwas Diskriminierendes erahnen. „Jüdische Banker“ hingegen seien durch antisemitisches und nationalsozialistisches Gedankengut negativ konnotiert. Auch Kategorisierung sei oftmals problematisch: Wenn beispielsweise über eine Straftat berichtet werde, stünde bei einem deutschen Täter meinst die Nationalität nicht in den Beiträgen – bei anderen Herkünften hingegen schon. Drüber hinaus ginge es oft um Abtrennung. Es werde beispielsweise von Bulgaren, Afrikanern, Muslims gesprochen; die Tat somit unter anderem mit der Nationalität oder Religion gekoppelt. Dieses geschehe laut Melina Borčak, weil so eine „klare Abtrennung von der Mehrheitsgesellschaft“ geschaffen werden könne. Othering bedeute, durch Zuschreibung von bestimmten Charakteristiken eine Gruppe oder eine Person als Gegenteil von „uns“ zu konstruieren. Dementsprechend würden bei Flüchtlingen viele nicht zuerst an Albert Einstein, bei Immigrant*innen an Alice Weidel oder bei Asylsuchenden an Edward Snowden denken.

Auch in gut gemeinten Komplimenten könne Diskriminierendes enthalten sein. Beispielsweise die Aussage, dass jemand gut deutsch sprechen kann, könne beleidigend sein – unter anderem, wenn die angesprochene Person gebürtige*r Deutsche*r ist, aber anders als der Großteil der Bevölkerung des Landes als nicht weiß gelesen wird. Bei Berichterstattungen und Äußerungen sollten Stereotype vermieden werden, sagt Melina Borčak. Ein reflektiertes Handeln und eine gute Kritikfähigkeit könnten zu einem diskriminierungsfreien Austausch beitragen.

Melina Borčak ist Journalistin und Filmautorin und arbeitet u.a. für CNN, ARD, Deutsche Welle und funk. Ihre Schwerpunktthemen sind (antimuslimischer) Rassismus und Genozid, Medienkritik und muslimischer Feminismus. Melina Borčak ist vor dem Genozid gegen Bosniak*innen nach Deutschland geflüchtet und in Deutschland aufgewachsen, bis sie „zurück” in ein Land musste, das sie gar nicht kannte – Bosnien. Sie hat in Sarajevo Journalismus und in Berlin Medienwissenschaften studiert, für bosnische Medien gearbeitet und lebt und arbeitet seit 2015 wieder in Deutschland. Melina Borčak hat außerdem das „Perspective Collective“ gegründet, ein Kollektiv von Journalist*innen mit Flucht- und Migrationsgeschichte.

Vortragsreihe „I <3 Science Experts“
Mit der Vortragsreihe „I <3 Science Experts“ fördert die Zentrale Einrichtung für Gleichstellung & Diskriminierung (ZEGD) an der Universität Vechta die Sichtbarkeit gleichstellungsfördernder und diskriminierungsreduzierender Ideen, Zusammenhänge und Wirkmechanismen. Durch Vorträge von Wissenschaftlerinnen werden aktuelle gesellschaftliche Themen rund um soziale (Un-)Gerechtigkeit, (Anti-)Diskriminierungs- und Geschlechterforschung und Gender und Diversity Studies aufgegriffen, diskutiert und auf den konkreten Alltag an der Universität Vechta transferiert. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an der Vortragsreihe teilzunehmen und sich an der Diskussion sowie an der Auswahl der Expertinnen zu beteiligen.

Die Vortragsreihe wird durch das niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert (Förderlinie: Erhöhung des Anteils und der Repräsentanz von Frauen in allen wissenschaftlichen Qualifikationsstufen an niedersächsischen Hochschulen).

Weitere Informationen zur Vortragsreihe und weiteren Fördermaßnahmen der ZEGD gibt es hier: https://www.uni-vechta.de/zentrale-einrichtung-gleichstellung-diversitaet/themen/wissenschaftliche-qualifizierung

Bereits feststehende Termine der Reihe

Nähere Informationen zu den einzelnen Terminen werden auf der Homepage der Universität Vechta unter "Events" veröffentlicht.

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Zukunftsfragen der Gesellschaft stehen als Transformationsprozesse in ländlichen Räumen im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Diskurses. Durch die engmaschige Verbindung von Forschung, Lehre und Transfer und die gezielte Profilierung in den Bereichen Lehrer*innenbildung, Soziale Dienstleistungen, Agrar und Ernährung sowie Kulturwissenschaften befähigt die Universität Vechta künftige Generationen, komplexe Herausforderungen in ländlichen Räumen einer globalisierten Welt zu bewältigen.

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