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Marktkommentar: US-Notenbank wird Leitzinsen nicht senken und steht vor einem strategischen Dilemma

Blog-Eintrag -

Marktkommentar: US-Notenbank wird Leitzinsen nicht senken und steht vor einem strategischen Dilemma

Heute Abend gegen 20 Uhr wird die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) verkünden, ob sie die Leitzinsen senken wird. Klaus Niedermeier, Leiter Investment Strategie der apoBank, erläutert das strategische Dilemma, in dem sich die amerikanischen Währungshüter befinden:

Mit seiner aggressiven Zollpolitik verunsichert US-Präsident Donald Trump vor allem amerikanische Verbraucher und Unternehmen. Kauf- und Investitionszurückhaltung sind die Folge. Wegen der gestiegenen Unsicherheit droht die US-Konjunktur abzukühlen.

Die Strafzölle auf Importe wirken wie eine Steuererhöhung und erhöhen den Preisdruck auf die US-Inflation. Donald Trump ist das zögerliche Verhalten der US-Notenbank ein Dorn im Auge. Er wünscht sich ein schnelleres Absenken der Leitzinsen.

Mit seiner Kritik an Fed-Chef Jerome Powell und der Forderung nach Zinssenkungen sät der US-Präsident Zweifel an der politischen Unabhängigkeit der US-Notenbank.

Die Fed steckt in einem strategischen Dilemma: Noch kann sie die Zinsen nicht senken, weil der Effekt der Strafzölle auf die Inflationsentwicklung weiter unklar ist. Senkt sie die Zinsen zu spät, könnte das Wirtschaftswachstum deutlich geringer ausfallen als erwartet.

Sollte die US-Wirtschaft in eine Rezession abgleiten, würde US-Präsident Donald Trump die Währungshüter als Sündenböcke brandmarken. Denn bei vielen Amerikanern sind die Strafzölle wegen der versprochenen Jobverlagerungen zurück in die USA sehr populär. Trumps Botschaft würde dann lauten: Hätte die Federal Reserve auf mich gehört und die Zinsen gesenkt, wäre den USA eine Rezession erspart geblieben.

Die Federal Reserve berücksichtigt bei ihren zinspolitischen Entscheidungen nicht nur das Preisniveau, sondern auch den Arbeitsmarkt und damit indirekt die Konjunktur. Tatsächlich sind die am vergangenen Freitag veröffentlichten Arbeitsmarktzahlen besser ausgefallen als erwartet. Das verschafft der Fed zunächst einmal Zeit.

Wir gehen deshalb davon aus, dass die US-Notenbank ihren Leitzins nicht senken, sondern den Korridor unverändert bei 4,25 % bis 4,5 % belassen wird. Sollten die Finanzmärkte beginnen, an der Unabhängigkeit der Fed zu zweifeln, sind Kursverluste bei US-Staatsanleihen wahrscheinlich.

Angesichts dieser Gemengelage sehen wir im Rahmen unserer Vermögensverwaltung bei Unternehmens-, Hochzins- und Schwellenländer-Anleihen ein besseres Chancen-Risiko-Profil als bei US- und EU-Staatsanleihen.

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