Pressemitteilung -
Blauäugiger Waldportier erobert Stromtrasse bei Weilheim
Weilheim. Unter einer Hochspannungsleitung der Bayernwerk Netz GmbH in Oberbayern hat der Blauäugige Waldportier einen neuen Lebensraum gefunden. Der seltene Edelfalter – auch Blaukernauge genannt – breitet sich auf einer ökologischen Ausgleichsfläche aus. Mit der Pflege des Offenland-Biotops trägt der Netzbetreiber zum Bayerischen Biotopverbund bei.
„Der Blauäugige Waldportier zeigt, wie gut sich seltene Arten entwickeln können, wenn Lebensräume vernetzt werden. Dass die Fläche direkt auf einer Trasse liegt, ist besonders wertvoll, denn so entstehen Wanderkorridore, die Biotope verbinden und die genetische Vielfalt erhalten“, sagt Bettina Bodenstein, Biologin bei Bayernwerk Netz. Bei einer Kartierung im Jahr 2018 wurde der Schmetterling auf diesem Trassenabschnitt noch nicht nachgewiesen – heute flattert er hier in stabilen Beständen. Die Bayernwerk Netz GmbH wertet in ganz Bayern Flächen ökologisch auf, um Eingriffe beim Leitungsbau für die Energiewende zu kompensieren.
Die Fläche bei Weilheim dient dem Ausgleich einer Leitungssanierung, die vor einigen Jahren erfolgreich abgeschlossen wurde. Sie liegt direkt unter einer Hochspannungsleitung und ist zugleich ein wertvolles Sumpfbiotop, in dem sich trockene und feuchte Bereiche abwechseln. Für eine klassische Bewirtschaftung eignet sie sich kaum. Seit 2021 wird sie daher im Spätsommer mit einer leichten Sternwalze gemäht und das Mahdgut abtransportiert. So bleibt die Fläche nährstoffarm und offen – ein Vorteil für viele Tier- und Pflanzenarten.
Edelfalter mit blauen Augenflecken
Eigentlich passt der Name Waldportier nicht ganz. Denn der braune Edelfalter mit den strahlend blauen Augenflecken lebt nicht im Wald, sondern im Offenland. „Die Tiere sind typische Bewohner von feuchtem, offenem Grasland“, erklärt der Münchener Insektenexperte Markus Bräu. Typisch sei die Art für Streuwiesen. So nannte man Wiesen, deren Gras nicht als Viehfutter, sondern nur als Einstreu taugte. Sie wurden erst spät im Jahr gemäht und boten Pflanzen und Insekten viel Zeit zur Fortpflanzung. Diese nassen, nährstoffarmen Flächen sind heute selten geworden. Wo sie erhalten bleiben, wird die traditionelle Mahd aus Naturschutzgründen fortgeführt.
Auf der Roten Liste Deutschlands gilt der Blauäugige Waldportier als stark gefährdet, im Alpenvorland ist er noch etwas häufiger. Die Weibchen lassen ihre Eier in Bodennähe von Pfeifengras oder Seggen fallen; die Raupen ernähren sich von diesen Pflanzen. Erwachsene Falter fliegen vor allem im Juli und August. Sie nutzen eine Vielzahl von Nektarquellen – von Sumpfkratzdistel bis Wasserdost. Am Abend ziehen sie sich oft zum Ruhen in die Bäume zurück. Bei Tagfalter-Kartierungen im Juli und August zählte Markus Bräu fast 100 Falter: „Das ist ein mittelgroßer, stabiler Bestand, der sich hier bei Fortsetzung der derzeitigen Mahdpflege dauerhaft halten kann.“ Auch sonst konnte sich das Artenspektrum sehen lassen: 19 Tagfalterarten wurden erfasst, darunter weitere gefährdete Arten wie der Baldrian-Scheckenfalter und der Braunfleckige Perlmuttfalter. Markus Bräu zufolge überraschend war der Fund des Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläulings, einer europaweit bedrohten Art, die streng geschützt ist.
Gemeinsam für den Bayerischen Biotopverbund
Geplant und langfristig über 25 Jahre betreut werden die Pflegemaßnahmen auf der Stromleitungstrasse von der Bayerischen Kulturlandstiftung (BKLS), einer Stiftung des Bayerischen Bauernverbands. BKLS-Mitarbeiterin Malou Czibeck bestätigt: „Mit regelmäßiger, schonender Pflege schaffen wir Strukturen, die bedrohten Arten eine Zukunft geben. Projekte wie die Fläche bei Weilheim machen deutlich, dass praktische Landschaftspflege ein Schlüssel zum Erhalt der Artenvielfalt ist.“ Am Beispiel dieser Stromtrasse wird deutlich, dass Energieversorgung und Naturschutz keine Gegensätze sein müssen.
Zusätzlich zu zahlreichen ökologisch aufgewerteten Flächen trägt die Bayernwerk Netz auch mit dem ökologischen Trassenmanagement zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Durch schonende Mahd, Beweidung und selektive Gehölzpflege entstehen über viele Kilometer hinweg wertvolle Offenland-Lebensräume. Gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz setzt sich der Netzbetreiber für den Ausbau des Biotopverbunds ein, der bis 2030 mindestens 15 Prozent der Landesfläche umfassen soll. Vielleicht wird der Edelfalter mit den strahlend blauen Augen dann wieder häufiger zu sehen sein.
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Kurzprofil Bayernwerk Netz GmbH
Seit 100 Jahren steht der Name Bayernwerk für eine sichere und zuverlässige Energieversorgung im Freistaat. Die Bayernwerk Netz GmbH nimmt dabei als Netzbetreiber eine Schlüsselrolle ein. Damit jetzt und in Zukunft immer mehr Energie aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung steht, braucht es ein modernes, intelligentes Stromnetz. Deshalb setzt das Unternehmen auf Digitalisierung und Innovation, unterstützt zahlreiche wissenschaftliche Projekte und arbeitet systematisch am Ausbau der Energienetze. Die Bayernwerk Netz GmbH versorgt insgesamt rund sieben Millionen Menschen mit Energie. Sie ist in den bayerischen Regionen Unter- und Oberfranken, Oberpfalz sowie Nieder- und Oberbayern aktiv und damit der größte regionale Verteilnetzbetreiber in Bayern: Das Stromnetz umfasst 156.000 Kilometer, sein Gasnetz 6.000 Kilometer und das Straßenbeleuchtungsnetz 34.600 Kilometer. In den Energienetzen verteilt das Unternehmen zu 75 Prozent elektrische Energie aus erneuerbaren Quellen. Dafür sorgen mehr als 550.000 dezentrale Erzeugungsanlagen, die in das Netz des Bayernwerks Ökostrom einspeisen. In Nord- und Ostbayern versorgt das Unternehmen Kunden auch über sein Erdgasnetz. Die Bayernwerk Netz GmbH ist an mehr als 20 Standorten im Land präsent.
Sitz der Bayernwerk Netz GmbH ist Regensburg. Das Unternehmen ist eine 100-prozentige Tochter der Bayernwerk AG.