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Ein Blick auf das Podium (v.l.n.r.): die beiden Moderatoren Björn Schmidt und Alexander Lanfermann, Dr.in Hannah Lathan, Dr.in Gabriele Diersen, Dr.in Karin Geyer und Esther Barth. (Foto: Caroline Schmidt)
Ein Blick auf das Podium (v.l.n.r.): die beiden Moderatoren Björn Schmidt und Alexander Lanfermann, Dr.in Hannah Lathan, Dr.in Gabriele Diersen, Dr.in Karin Geyer und Esther Barth. (Foto: Caroline Schmidt)

Pressemitteilung -

Bodenbildung in der Schule | Projekt an der Universität Vechta zeigt bei Podiumsdiskussionen die elementare Bedeutung von Boden auf

Welche Auswirkungen hat es eigentlich auf den Boden, wenn ich meine Nudeln mit Tomatensoße anstatt mit Bolognese esse? Am 10. Februar 2025 fand im Rahmen des Projektes LOESS (Literacy boost through an Operational Educational Ecosystem of Societal actors on Soil health) eine Podiumsdiskussion an der Universität Vechta zum Thema „Bodenbezogene Bildung im Schulkontext: Strategien für nachhaltiges, verantwortungsvolles Lernen und Kompetenzentwicklung“ statt. Die Veranstaltung wurde gemeinsam mit einer Gruppe Studierender organisiert.

Ein Teelöffel, der mit Erde gefüllt ist, enthalte mehr Organismen als Menschen auf der Erde leben würden, leiteten die moderierenden Studierenden Björn Schmidt und Alexander Lanfermann den Abend ein. „Böden sind nicht nur Lebensräume für unterschiedliche Organismen; sie sichern auch die Nahrungsmittelproduktion, regulieren das Klima und speichern Wasser und Nährstoffe“, unterstrich Alexander Lanfermann. Doch Böden seien unter anderem durch Versiegelung, Erosion, Verschmutzung oder nicht nachhaltige Nutzung bedroht. Um hier entgegenzuwirken brauche es ein höheres gesellschaftliches Bewusstsein und verantwortungsvolles Handeln, so der Student der Universität Vechta. Bildung spiele hier eine zentrale Rolle. Die Leitfrage des Abends lautete also, welche Strategien in der Schule angewandt werden könnten, um bodenbezogene Bildung zu fördern und entsprechende Lehr-/Lern-Kompetenzen zu steigern.

Um Kinder für das Thema Boden zu sensibilisieren gäbe es bereits wirkungsvolle Angebote, sind sich die Podiumsteilnehmenden sicher. Außerschulische Lernorte gehörten dazu. Es sei aber beispielsweise auf einem Bauernhof zunächst schwierig, die Aufmerksamkeit der Kinder von den süßen Küken, schnatternden Enten und streichelwilligen Kühen auf den Boden zu lenken, führte Esther Barth, Diplom-Oecotrophologin und Expertin für Bauernhofpädagogik, aus. Doch wenn die Schülerinnen und Schüler auf einer vernässten, moorigen Stelle springen würden, der Boden nachgebe und sich wie eine Hüpfburg verhalte, würde dies Eindruck hinterlassen und zu weiterem Gespräch animieren.

Es gelte beim Lernen einen ganzheitlicheren Ansatz zu finden, äußerte Dr.in Gabriele Diersen, geschäftsführende Leiterin des Kompetenzzentrums Regionales Lernen an der Universität Vechta sowie Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Regionales Lernen – Agrarwirtschaft. Schülerinnen und Schüler sollten dabei weniger spezifisch lernen – beispielsweise darüber, welche genauen Bodenarten oder Körnungen es gebe – sondern darüber, was Boden für unser Leben bedeute und wie wir damit umgingen. Dafür sind Außerschulische Lernorte sehr wirkungsvoll und bei Lernenden sehr beliebt, ist sich Dr.in Hannah Lathan, Hochschuldozentin für Geographiedidaktik, sicher. Doch ihr sei als Gymnasiallehrerin auch bewusst, dass dies für die Kolleg*innen Herausforderungen wie zeitliche Ressourcen, finanzielle Hürden und mögliche Sicherheitsrisiken mit sich bringen würden. Aber auch Experimente seien unter Schüler*innen beliebt. So könnten Regenwürmer in einen, mit Erde gefüllten Aquarium oder aber die Wurzelbildung von Pflanzen wunderbar beobachtet werden. Auch Projekte wie Schulgärten oder einzelne Hochbeete, die direkt auf dem Schulgelände angelegt werden, könnten zum ganzheitlichen Lernen über Böden beitragen.

Starre Unterrichtsstrukturen seien nicht hilfreich, sind sich die Expertinnen sicher. Vielmehr sollte fächerübergreifend und projektbezogen gearbeitet werden. Lernende sollten dabei angeleitet werden, lösungsorientiert vorzugehen und Selbstwirksamkeit erfahren, unterstrich Diersen. Der sogenannte „Frei Day“ könnte dabei helfen, meint Dr.in Karin Geyer, Leiterin des Umweltbildungszentrums Vrees. In regelmäßigen Abständen könnten Schülerinnen und Schüler freitags eigenständig zu einem Thema arbeiten. Das könne vom Müll sammeln in der Schule bis zum Waldschutz in der Gemeinde vieles sein. Wichtig sei, dass die Kinder lernen, Gestaltungskompetenzen im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung aufzubauen. Dass die theoretischen Kausalketten dabei aber nicht zu lang werden dürften und die Schüler*innen immer wieder auf das eigentliche Thema gelenkt werden müssten, sei essentiell, ergänzt Lathan.

Aber auch Bildungskonzepte wie der Weltacker seien sinnvoll, führt Geyer aus. Wenn die gesamte Ackerfläche auf der Welt, die somit für alle Menschen ausreichen muss, durch die Anzahl der Weltbevölkerung geteilt werden würde, wären das pro Person circa 2000 Quadratmeter, auf denen alles wachsen muss, was ein Mensch im Jahr verbraucht. Umweltexpert*innen der Vereinten Nationen haben allerdings berechnet, dass für den Anbau der Lebensmittel, die jede*r Europäer*in derzeit verbraucht, im Schnitt rund 4000 Quadratmeter Ackerfläche beansprucht werden. Menschen in anderen Regionen steht somit weniger Fläche zur Verfügung. Hierdurch könnten Schülerinnen und Schüler auf die Bedeutung von Böden und deren Erhaltung aufmerksam gemacht werden. Wichtig sei dabei, ergänzte Lathan, dass das Lehren und Lernen in sensibler Weise und positiv konnotiert stattfinde: Zwar sei es richtig, dass durch den Konsum von Nudeln mit Tomatensauce weniger Boden benötig würde, als wenn man Nudeln mit Bolognese esse – denn die Tiere, von denen das Fleisch stammt, müssten auch ernährt werden und bräuchten Weidefläche. Aber die Kinder sollten durch den Unterricht nicht denken, dass sie schuld daran seien, dass zu wenig Fläche vorhanden ist, weil sie das Fleisch essen würden. Vielmehr ginge es darum, hoffnungsvolle Bildung zu gestalten und Lösungskompetenzen zu entwickeln, damit Schülerinnen und Schüler in einer immer komplexer werdenden Welt gut agieren könnten.

Die nächste Podiumsdiskussion - im Rahmen des, durch die Europäische Kommission im Forschungsrahmenprogramm "Horizon Europe" geförderten Projektes LOESS - findet am Montag, den 17. Februar 2025 um 18 Uhr in der Aula der Universität Vechta, Driverstraße 22, statt. Das Thema wird die Bodenschutzbildung auf politischer und kommunaler Ebene sein. Abschließend findet am 24. Februar die letzte Podiumsdiskussion der Reihe zum Thema „Die Rolle digitaler Technologien in der bodenbezogenen Bildung: Chancen zur Förderung von Bewusstsein und Kompetenzen für eine nachhaltige Zukunft“ statt. Beginn ist ebenfalls um 18 Uhr in der Aula der Universität Vechta.

Eine Online-Teilnahme ist ebenso möglich. Der Livestream ist unter folgenden Link aufrufbar: https://www.youtube.com/channel/UCvVGcoFHQxVf5V134ZkBb8Q

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