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Verbundprojekt „MOOSland“ setzt auf nachwachsendes Torfmoos von wiedervernässten Hochmooren im Gegensatz zu klimaschädlichen Torfabbau | Landwirtschaftliche Nutzung

Pressemitteilung -

Verbundprojekt „MOOSland“ setzt auf nachwachsendes Torfmoos von wiedervernässten Hochmooren im Gegensatz zu klimaschädlichen Torfabbau | Landwirtschaftliche Nutzung

„MOOSland“ heißt ein neues Modell- und Demonstrationsvorhaben, an welchem sich die Universität Vechta neben sieben weiteren Institutionen aus Niedersachen beteiligt. Es hat zum Ziel, Torfmoos – welches auf (wiedervernässten) Mooren wächst – unter anderem als Substrate im Gartenbau nutzbar zu machen. So lässt sich dieses als nachwachsender Rohstoff für den Ersatz von Torf und dessen klimaschädlichen Abbau nutzen. In einer zehnjährigen Laufzeit will „MOOSland“ den bereits in Pilotprojekten erforschten Anbau und die Verwertung von Torfmoos-Biomasse jetzt in größerem Maßstab umsetzen. Die Projektleitung liegt bei der Universität Greifswald.

„In natürlichen Hochmooren wächst Torfmoos unter nährstoffarmen, nassen Bedingungen“, erklärt Prof. Dr. Karl Martin Born. „Aktuell werden die meisten Hochmoore jedoch entwässert und als Grünland genutzt. Um die dadurch entstehenden Treibhausgasemissionen zu stoppen, müssen diese Moorflächen wiedervernässt werden“, so der Direktor des VISTRA – dem Vechta Institute of Sustainability Transformation in Rural Areas. Aber auch nach der Wiedervernässung können Hochmoorflächen weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden, z.B. für den Anbau von Torfmoosen. „Torfmoos speichert in seinen Zellen Wasser, und zwar bis zur 30-fachen Menge seines Eigengewichtes und liefert einen nachwachsenden Rohstoff mit ähnlichen Eigenschaften wie der aus ihm gebildete Torf, der bislang der wichtigste Rohstoff für Substrate im Gartenbau ist. Torfmoos-Biomasse ist deshalb als Torfersatz hervorragend geeignet“, so Born. „MOOSland“ soll nun dazu beitragen, Torfmoos-Paludikultur – also die land- und forstwirtschaftliche Nutzung nasser Moorstandorte – großflächig ökologisch, ökonomisch und sozial verträglich zu untersuchen und zu implementieren.

Über 80 Prozent der Hochmoorflächen Deutschlands liegen in Niedersachsen. Hochmoortorfe sind derzeit der wichtigste Ausgangsstoff für gartenbauliche Substrate und Erden. „Wir forschen und entwickeln seit 20 Jahren an Torfmoos-Paludikultur. Wir wissen, wie es funktioniert, ein praxisreifes Verfahren ist quasi entwickelt. In ,MOOSland' soll es uns gelingen, diese neue Form der Landwirtschaft auf Hochmoorböden in die Fläche zu bringen und zu zeigen, dass es eine echte Alternative sein kann“, sagt Dr. Greta Gaudig, Projektleiterin von „MOOSland“.


„MOOSland“ optimiert zwei bereits bestehende, zusammen rund 20 Hektar große Pilotflächen in den niedersächsischen Landkreisen Ammerland und Diepholz und erweitert diese um vorerst sieben Hektar. Das Arbeitspaket des VISTRA umfasst die systematische Erhebung der agrarstrukturellen Bedingungen an den beiden Versuchsflächen, um weitere Flächen identifizieren zu können, welche für die Wiedervernässung und den Anbau von Torfmoos geeignet sind. Weiterhin ist geplant, eine Online-Plattform in den Modellregionen zu entwickeln, um die breite Öffentlichkeit aber auch Stakeholder über die Potentiale der Transformation zu Paludikultur zu informieren. Dazu gehört auch die Formulierung von Empfehlungen zu einer paludikulturfreundlichen Ausgestaltung von Planungs- und Steuerungsinstrumenten, wie beispielsweise das Regionale Raumordnungsprogramm auf Ebene der Landkreise oder Agrarstrukturplanungen. Projektleiter Prof. Dr. Born erwartet, dass nach Abschluss des Projektes nach zehn Jahren ein Gesamtmodell „Transformation zu Paludikulturen“ vorgelegt werden kann, das alle Gelingensfaktoren und -konstellationen herausarbeitet.

Um die Vermarktung des Torfmooses als Substrat zu erleichtern, ist die Vorbereitung einer RAL-Gütesicherung – wie bei anderen gängigen Rohstoffen im Substratbereich – geplant. Auch die Entwicklung geeigneter Substratmischungen und die Anpassung der Kulturführung, vor allem bei Düngung und Bewässerung stehen auf der Agenda von „MOOSland“.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unterstützt das zehnjährige Vorhaben mit Mitteln aus dem Klima-Transformations-Fonds (KTF); Projektträger ist die Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe (FNR). Partner des Verbundprojektes sind die Universitäten Greifswald, Oldenburg, Osnabrück und Vechta, die moorreichen Landkreise Ammerland und Diepholz, die Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz sowie das Unternehmen Torfwerk Moorkultur Ramsloh.

Hintergrund: Moore, Klimaschutz und Paludikultur:
Für eine land- oder forstwirtschaftliche Nutzung entwässerte Moor- und Anmoorböden machen mit 1,3 Mio. Hektar etwa acht Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland aus. Einmal trockengelegt, gelangt Sauerstoff (O) in den Boden, der Torf wird durch Bodenfauna und Mikroorganismen zersetzt und der in ihm gespeicherte Kohlenstoff (C) gelangt als Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre. Entwässerte Moorböden, die auch durch die Forstwirtschaft, Siedlungsbau und den Torfabbau genutzt werden, sind so insgesamt für sieben Prozent der gesamten Treibhausgas-Emissionen Deutschlands bzw. mehr als ein Drittel der Emissionen aus der Landwirtschaft in Deutschland verantwortlich. Der einzige Weg, diese Emissionen zu stoppen und noch vorhandenen Torf zu erhalten, besteht in der Wiedervernässung der Flächen. Die sich dann spontan etablierenden oder gezielt angebauten moortypischen Pflanzen können zwar nicht mehr alle als Futter für Milchkühe oder als Nahrungsmittel verwendet werden, wohl aber als Rohstoff für verschiedene Produkte z.B. Dämmplatten oder als Energieträger. Diese gezielte Nutzung von Moorbiomasse bei gleichzeitigem Torferhalt nennt man Paludikultur (lat. palūs: Sumpf, Moor). Für einen gesellschaftlich akzeptierten, großflächigen Moorbodenschutz ist die erfolgreiche Umsetzung dieses Konzeptes eine wichtige Voraussetzung. Dabei muss Paludikultur wirtschaftlich und konkurrenzfähig sein.

Ansprechpartner an der Universität Vechta
Prof. Dr. Karl Martin Born | VISTRA
karl-martin.born@uni-vechta.de

Ansprechpartner*innen an der Universität Greifswald
Institut für Botanik und Landschaftsökologie, Arbeitsgruppe Moorkunde
Dr. Greta Gaudig
gaudig@uni-greifswald.de

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Dr. Wibke Baumgarten
w.baumgarten@fnr.de

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