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Dr. h.c. Rudolf Seiters
Dr. h.c. Rudolf Seiters

Pressemitteilung -

Vertrauen und Misstrauen in die Politik | Rudolf Seiters zu Gast bei der „vechtaer trust lecture no.5“

Corona-Politik, der Krieg in der Ukraine, radikale gesellschaftliche Tendenzen – selten war die Relevanz des Vertrauens und Misstrauens im politischen Kontext höher als heute. Zu diesem Thema hat nun der ehemalige Bundesinnenminister und Ehrenpräsident des Deutsche Roten Kreuzes, Dr. h.c. Rudolf Seiters, im Rahmen der wieder sehr gut besuchten fünften „vechtaer trust lecture“ an der Universität Vechta gesprochen.

Nach einer Begrüßung durch die Präsidentin der Universität Vechta, Prof.in Dr.in Verena Pietzner, führte Prof. Dr. Martin Schweer als Initiator der Veranstaltung und Leiter des Zentrums für Vertrauensforschung in die Thematik ein. Gerade in krisenhaften Zeiten würde die Bevölkerung mit besonderem Augenmerk auf das politische Handeln der Regierung blicken und letztendlich auch auf das politische Handeln aller Vertreterinnen und Vertreter auf den unterschiedlichen politischen Ebenen – schließlich sei „das Vertrauen in unsere Demokratie ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft, es ist eng verbunden mit dem Vertrauen der Menschen untereinander“. Vertrauen sei auch deshalb so wichtig, weil Krisen und Konflikte „unweigerlich zu Ungewissheiten und Sorgen führen, sie verunsichern uns, die Dringlichkeit von Vertrauen steigt an. Besonders deutlich wird dies im Kontext des gegenwärtigen Krieges in der Ukraine“, so der Vertrauensforscher. Das Gefühl von Unsicherheit und Kontrollverlust sei in der Bevölkerung derzeit deutlich spürbar, aber „auch für Politikerinnen und Politiker ist die Situation ungewiss, sie können der Bevölkerung keine objektive Sicherheit vor dem Krieg geben, für Vertrauen ist daher vielmehr wichtig, authentisch und transparent die notwendigen Entscheidungen zu kommunizieren“.

Univ.-Prof. Dr. Martin K.W. Schweer ist Initiator der „vechtaer trust lectures“

Diese Faktoren hielt auch Dr. Seiters in seinem anschließenden Vortrag für entscheidend und betonte darüber hinaus die hohe Bedeutung einer gelungenen Beziehung zwischen den politischen Akteuren, beispielsweise habe das ausgesprochen gute Vertrauensverhältnis zwischen Michail Gorbatschow und Helmut Kohl entscheidend den Prozess der Wiedervereinigung begünstigt: „So kann man generell sagen, dass zukunftsweisende Politik nicht nur richtiger, fachlicher Entscheidungen bedarf, sondern dass ebenso wichtig ist: das persönliche Miteinander der handelnden Politik, das Vertrauensverhältnis, das Prinzip der Verlässlichkeit.“ Und eben darin bestünde ein großer Unterschied zum heutigen Verhältnis zu Russland, dessen Präsident Waldimir Putin die historischen Absprachen zwischen Deutschland und der ehemaligen Sowjetunion zur Sicherung des Friedens zwar selbstverständlich kenne. Wladimir Putin missachte allerdings diese Verpflichtungen und nenne seinen Krieg gegen die Ukraine als Ausweg „eben nicht »Krieg«, sondern »militärische Sonderoperation«“. Fraglich sei daher, inwieweit Vertrauen zwischen den beiden Staaten zukünftig überhaupt noch zurückgewonnen werden könne.

Rudolf Seiters illustrierte anhand weiterer historischer und aktueller Bezüge, welche politischen Handlungen zu sinkendem Vertrauen oder gar Misstrauen in der Bevölkerung geführt haben – er nannte etwa die Affären um Spendengelder, Verstöße gegen das Parteiengesetz und eine widersprüchliche Corona-Politik. Mit Blick auf die zu beobachtende Zerstrittenheit innerhalb der Europäischen Union, die sich u.a. in der Diskussion um mangelnde Rechtstaatlichkeit einiger Länder erkennen ließe, konstatierte der ehemalige Bundesinnenminister: „Heute würde die EU den Friedensnobelpreis sicherlich nicht bekommen.“ Abschließend fasste Seiters die aus seiner Sicht zentralen vertrauensfördernden Merkmale schlagwortartig zusammen: Offenheit, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit seien die wichtigsten Fundamente von Vertrauen – gerade im politischen Raum.

„vechtaer trust lectures“
Mit der im Sommersemester 2019 gestarteten Vortragsreihe „vechtaer trust lectures“ sucht das Zentrum für Vertrauensforschung der Universität Vechta gezielt den Dialog mit der breiten Öffentlichkeit, um den so wichtigen Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaft und Praxis voranzutreiben. Im Rahmen der Veranstaltung werden die Phänomene „Vertrauen“ und „Misstrauen“ aus diversen Blickwinkeln ausgewiesener Persönlichkeiten betrachtet: Während Weihbischof Theising als erster Gastredner einen persönlichen Einblick in sein Verständnis von Gottvertrauen gab, beleuchtete nachfolgend Dr. Henning Scherf das Phänomen „Vertrauen“ im Kontext einer alternden Gesellschaft, die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, das „Vertrauen und Misstrauen im Kontext von Antisemitismus“, und der Journalist und Mediziner Dr. Bernhard Albrecht sprach zum Thema „Vertrauen im Vertrauen und Misstrauen im Gesundheitssystem“. Die kommende „vechtaer trust lecture no.6“ wird das Themenfeld „Vertrauen - Kitt unserer Gesellschaft? Extremistische Tendenzen und Menschenfeindlichkeit in Deutschland“ aufgreifen. Eine Zusage des hierzu besonders ausgewiesenen Wissenschaftlers Prof. Dr. Matthias Quent liegt bereits vor.

Dr. rer. pol. h.c. Rudolf Seiters
Seiters trat 1958 in die CDU ein und wurde 1969 erstmals in den Deutschen Bundestag gewählt, wurde 1984 erster Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, im Jahr 1989 Bundesminister für besondere Aufgaben im Kanzleramt und 1991 zum Bundesminister des Innern ernannt. In den Jahren 1994 bis 1998 war der in Osnabrück geborene Politiker stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit der Zuständigkeit für Außen- und Europapolitik, von 1998 bis 2002 war er erster Vizepräsident des Deutschen Bundestages. Zwischen 2003 und 2017 war Rudolf Seites Präsident des Deutschen Roten Kreuzes e.V., heute ist er dort als Ehrenpräsident tätig.

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