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Future of Mobility: ​Abgefahren – Das Autodesign der Zukunft

Die heutigen Anforderungsmöglichkeiten an das Auto der Zukunft sind vielfältig: Vielleicht werden wir ewig fahren können ohne nachzutanken, vielleicht kommen Autos zukünftig aus dem 3D-Drucker oder vielleicht werden wir intelligent vernetzt und vollautomatisch mit Elektromotoren umherfahren. Letzteres ist aktuell wohl das meistverfolgte Ziel in der Automobilindustrie.

Fahrzeughersteller probieren sich also heute schon an den Ideen für die nächsten zehn bis dreißig Jahre aus und stellen ihre Ergebnisse unter anderem in sogenannten Konzeptstudien vor: Automobile, in welchen alternative Technologie verbaut sind. Dabei fällt auch auf, dass das Design dieser Autos stark nach Zukunft aussehen möchte. Automobilhersteller versuchen sich mit ihren Konzeptstudien bewusst an einem Design frei von zeitgenössischen Konventionen. Das ist vor allem durch die Entwicklung technischer Möglichkeiten machbar. Gleichzeitig kann so auch überprüft werden, wie drastische Änderungen im typischen Firmendesign bei der Kundschaft ankommen.

Inspiriert von Science-Fiction-Filmen

Betrachtet man aktuelle Entwürfe für die Autos der Zukunft, fällt auf, dass es sich oft um schnittige science-fiction-artige Entwürfe handelt, die mit dem gegenwärtigen Autodesign teilweise nichts mehr zu tun haben.

Man könnte meinen, dass BMW seinen Entwurf für die Studie Vision Next 100 an den Audi RSQ, in dem sich Will Smith 2004 in dem Film „I, Robot“ pilotiert durch die Straßen fahren lässt, anlehnt. Der Entwurf zum thoriumbetriebenen Automobil von Cadillac erinnert ebenfalls an das Gefährt eines bösen Bösewichts, dem man lieber nicht begegnen möchte. Mit dem Ei EN-V von General Motors kann man sich dann schon eher anfreunden, aber auch hier erinnert der Entwurf an ein filmähnliches, von heutiger Realität noch weit entferntes Szenario.

Autos der Zukunft aus der Vergangenheit

Konzeptstudien sind nichts Neues: 1933 wird das vermutlich erste Concept Car Volvo Venus Bilo vorgestellt, sogar mit maßgeschneidertem Kofferset. Und spätestens in den 60er und 70er Jahren toben sich alle mehr oder weniger renommierten Automobilhersteller in einem solchen Format aus. Neben zahlreichen aerodynamischen Entwürfen für Sport- bis Supersportwagen ist der Coupé Karin von Citroën zu nennen. 1980 stellt Citroën eine Karosserie vor, die komplett neue Wege geht: keine Rückbank, aber drei Vordersitze, der Fahrer als ergonomischer Mittelpunkt des Ganzen. Ähnliche Tendenzen finden sich heute in den Modellen der Volkswagen I.D Family wieder: Der Mensch als Mittelpunkt. Karin verfügt außerdem über einen Computer, der Informationen zum Fahrzeug und zur Straße zusammenbringen und anzeigen soll. Auffallende äußere Merkmale sind das pyramidenartige Glasdach und die verkleideten Hinterräder, die wir heute wiederum in der bereits erwähnten aktuellen Konzeptstudie von BMW wiederfinden. Es scheint, als wären Ideen von vor dreißig Jahren selbst heute noch nicht etabliert, aber dennoch werden sie teilweise weiterverfolgt. Viele der Konzeptstudien bleiben ohnehin Einzelstücke, meist finden lediglich einzelne Stilelemente ihren Weg in die Serie. Ob sich das mit einem Übergang zu elektronischen Antriebsmodellen ändert?

Technische Anforderungen als Grund für Veränderung

Design ist besonders bei Fahrzeugen bisher immer auch an technische Anforderungen geknüpft.1 Es müssen gewisse Bausteine auf eine bestimmte Weise in die Karosserie eingebaut werden, damit es funktioniert. Bei Elektroautos könnte an dieser Stelle viel gewonnen werden. Dadurch, dass Motor, Kühlung und Auspuff wegfallen, ist die Entwicklung einer neuen Fahrzeugarchitektur denkbar, wie zum Beispiel bei dem oben erwähnten Modell EN-V von General Motors. Das würde bedeuten, dass irgendwann nicht mehr die Technik die Form bestimmt, sondern eher der Geschmack und die jeweilige Kultur.

Auch autonome intelligent vernetzte Fahrzeuge bedeuten Spielraum in der Gestaltung von Autos: Passagiere müssten nicht unbedingt sitzen. Der Innenraum könnte dementsprechend als eine Art Wohn- oder Arbeitszimmer genutzt werden. Autofahren wird somit, wie so vieles, noch zielgruppenorientierter.

Ein weiteres Beispiel für technische Veränderungen ist der Rückspiegel: Die Zeiten des Rückspiegels scheinen bald vorbei zu sein, ersetzt würde er durch Kameras und Sensoren, die die Leistung des menschlichen Auges übertreffen. Wieder ein Punkt, an dem die visuelle Eigenheit eines Autos, wie wir es kennen, überarbeitet werden kann und muss.

Es heißt jedoch, dass wir frühestens in 10 Jahren eine bemerkbare Veränderung im Automobildesign sehen werden. Wie damals, als Pferde durch Motoren ersetzt wurden, aber Autos weiterhin wie Kutschen aussahen, werden E-Automobilhersteller erst später auch optisch auf bestehende Bedürfnisse eingehen.

Fragt man Designer nach dem Autodesign der Zukunft meinen diese erstmal, dass das aktuelle Autodesign weiter bestehen bleiben wird. Dennoch wird es Raum für neue zeitgemäße Entwürfe geben, die aktuelle Technik erlebbar machen. Nichtsdestotrotz gibt es aus Gestaltersicht tatsächlich zeitlose Formen, die bestehen bleiben müssen, um bestimmte Emotionen anzusprechen.

Wie so ein Auto der Zukunft dann tatsächlich aussehen wird, sehen wir erst, wenn wir es schon als Auto der Gegenwart bezeichnen würden. Wie bislang werden es einige Stilelemente aus Konzeptstudien schaffen, einige werden einzigartig bleiben. Wahrscheinlich wird das Auto immer mehr zu einem Aufenthaltsort, der nicht nur an seinen reinen Zweck gebunden ist.

Und irgendwann fliegen wir dann vielleicht mit einem fliegenden Ei von Volkswagen durch die Gegend, wer weiß?

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